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In schulbuchgemäßen Unterrichtsgängen zur Linsenabbildung und Spektroskopie werden optische Phänomene und das Strahlenmodell nur unzureichend aufeinander bezogen. Zudem trennen viele Lernende kaum zwischen dem Modell des Lichtstrahls und dem Phänomen des Lichtbündels.
In modellorientiertem Unterricht zu Linsen, Prismen und Gittern wird das Strahlenmodell axiomatisch eingeführt. Nichtsdestotrotz wird das Strahlenmodell anhand des Phänomens eines Lichtbündels veranschaulicht. Die eigentlichen Phänomene (nämlich optische Bilder) kommen dabei oft zu kurz. Zudem wird das Strahlenmodell zu stark vom Wellenmodell abgegrenzt.
In phänomenbasiertem Unterricht werden die optischen Bilder ausgiebig beobachtet. Hierbei werden meist einzelne Bildpunkte betrachtet. Dies entspricht jedoch nicht der ganzheitlichen Sicht der Lernenden. Zudem wird das Strahlenmodell weitestgehend gemieden.
Vor diesem Hintergrund wird ein bildbasierter Zugang zur Linsenabbildung und Spektroskopie vorgestellt. Ausgehend von ganzen Bildern führt dieser Zugang zum Strahlenmodell und darüber hinaus zum Wellenmodell.
Der bildbasierte Zugang wird gemäß dem Modell der Didaktischen Rekonstruktion auf die Sicht der Forschenden und die Sicht der Lernenden abgestimmt. Für die fachliche Klärung werden Texte von Johannes Kepler und Vaibhav Vaish, von Isaac Newton und Matthias Rang, von Joseph Fraunhofer und José Lunazzi sowie von Albrecht Dürer analysiert. Für die Erfassung der Lernerperspektive werden bisherige Studien zusammengetragen und eigene Vermittlungsexperimente (Teaching experiments) durchgeführt. Für die didaktische Strukturierung werden die phänomenologische Methode und die Modellmethode zu einer phänomenbasierten Modellmethode zusammengeführt. Dadurch wird ein schrittweiser Übergang von der Phänomenwelt zur Modellwelt ermöglicht.
Der bildbasierte Zugang erfolgt in sechs Schritten: 1. Alltagsnahe Phänomene der Linsenabbildung und Spektroskopie beobachten. 2. Innerhalb des Linsenbildes und Spektrums ganze Einzelbilder offenbaren. 3. Linsenabbildung und Spektroskopie als Überlagerung von Einzelbildern betrachten. 4. Die räumliche Verteilung der Einzelbilder anhand von Verbindungslinien übersichtlich darstellen. 5. Die Verbindungslinien anwenden, um die Überlagerung der Einzelbilder zum Gesamtbild vorherzusagen. 6. Das Modellhafte dieser so genannten Strahlen besprechen.
Auf diese Weise werden Phänomenwelt und Modellwelt klar voneinander getrennt. Gleichzeitig werden die beobachtbaren Bilder und die hinzugedachten Strahlen klar aufeinander bezogen.
In Vermittlungsexperimenten mit Siebtklässlern und Studierenden konnte der bildbasierte Zugang genutzt werden, um die Lernenden von ihrem holistischen Standpunkt zum analytischen Standpunkt der Forschenden zu begleiten.
Darüber hinaus hat der bildbasierte Zugang zu fachwissenschaftlichen Erkenntnissen geführt. Diese werden ebenso dargestellt. Für die Linsenabbildung wird eine bildbasierte Konstruktionsmethode entwickelt. Sie enthält die herkömmliche Konstruktionsmethode als Spezialfall. Im Bereich der Spektroskopie wird ein einfaches Verfahren zur Spektralsynthese beschrieben (Superposition of Newtonian Spectra, SNS) und spektral kodierte Bildprojektion vorgestellt (Projected-Image Circumlineascopy, PICS). Analog dazu wird Newtons experimentum crucis umgedeutet. Zudem wird die abbildungsoptische Beschreibung des Spektroskops erweitert und eine hyperspektrale Bildgebungstechnik namens spatiospectral scanning eingeführt. An diesen Beispielen wird gezeigt, wie Didaktische Rekonstruktion zur wissenschaftlichen Konstruktion beitragen kann.
Carolina Staiger entwickelt in ihrer Dissertation ein erstes Konzept eines dynamischen Testverfahrens für den Bereich der Mathematikdidaktik und erprobte das Verfahren am Beispiel ausgewählter Themen der Bruchrechnung zu Beginn von Klasse 6.
Dynamische Testverfahren basieren auf Lew Wygotskis Theorie der Zone der nächsten Entwicklung, deren Ziel es ist, neben dem aktuellen Leistungsstand eines Lernenden vor allem dessen Leistungspotenzial einzuschätzen. Die Idee ist es, dieses Potenzial durch den Einsatz elaborierten Feedbacks mit gestuftem Unterstützungsgrad (z. B. Hinweise auf metakognitive, kognitive Strategien oder über das Angebot von Lösungsschritten) zu evozieren. Staiger untersuchte in ihrer Arbeit speziell, welche (meta-)kognitiven Prozesse durch die Vergabe von gestuften Feedbackkomponenten bei den Schülerinnen und Schülern hervorgebracht werden können.
Die Autorin gibt zu Beginn der Arbeit unter anderem Einblick in Wygotskis Theorie der Zone der nächsten Entwicklung, in die Grundzüge der Dynamischen Testdiagnostik, in die Feedbacktheorie sowie Feedbackforschung und leitet daraus ein auf die Bruchrechnung bzw. Mathematikdidaktik anwendbares Verfahren ab. Staiger arbeitet erstmals verschiedene Konzeptionen gestufter Unterstützungsmaßnahmen vor allem unter Betrachtung ihrer Wirksamkeit auf das Lernen auf und führt sie für die Umsetzung in einem dynamischen Testverfahren zusammen. In der Aufarbeitung zentraler mathematikdidaktischer und lernpsychologischer Modelle und Untersuchungen legt die Autorin offen, dass es bisher wenig forschungsbasierte Aussagen über die Wirkung gestufter Unterstützungsmaßnahmen gibt, woraus sie folgende zentrale Forschungsfrage in ihrer Dissertation bearbeitet: „Welche Wirkungsweise, speziell welche (meta-)kognitiven Prozesse lassen sich durch Vergabe der gestuften Hilfen (hier als Feedbackkomponenten benannt) in den ausgewählten Themenbereichen der Bruchrechnung und bei ausgewählten Sechstklässlern hervorbringen?
Staiger wählt ein qualitatives Forschungsdesign mit kategoriengeleitetem Auswertungsverfahren. Im Zentrum steht dabei die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Sie gibt einen ersten differenzierten Einblick in die metakognitiven und kognitiven Prozesse von Sechstklässlerinnen und Sechstklässlern einer baden-württembergischen Realschule im Umgang mit den exemplarisch konzipierten Feedbackkomponenten, die wiederum Rückschlüsse auf das Leistungspotenzial der Lernenden geben. Daraus entwickelte Beispielschülerprofile zeigt sie am Ende ihrer Arbeit auf.
Gerade nach den jüngsten Gewaltvorfällen hat die Frage nach den Möglichkeiten von Prävention erneut an Brisanz zugenommen. Betroffen hiervon sind nicht nur öffentliche Einrichtungen, Betriebe oder Unternehmen, sondern insbesondere Schulen. Als effektiver Ansatz wird die Implementierung von Krisenteams an Schulen als Teil des Bedrohungsmanagements bereits seit 2002 in Deutschland umgesetzt. Bislang lag allerdings der Fokus dieser Fortbildungen auf der Wissensvermittlung in klassischen Präsenzformaten. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die spezifische Blended Learning-Struktur der Fortbildung von KomPass plus die Handlungskompetenz der schulischen Krisenteams fördern kann und welche positiven Einflussfaktoren sich in einer solchen Lernumgebung identifizieren lassen.
Evaluation eines Aggressionspräventionsprogramms für die Grundschule: Das Friedensstifter-Training
(2010)
Die vorliegende empirische Untersuchung prüft die Wirkung eines Programmes für Grundschüler, welches Konfliktlösung durch Verhandeln lernen und Mediation vermittelt. Es wird untersucht, ob das Friedensstifter-Training aggressionsreduzierende Wirkung besitzt und welchen Einfluss es auf das prosoziale Verhalten, das psychosoziale Befinden der Schüler und auf das Klassenklima hat. Das Friedensstifter-Training besteht aus vier Teilen und liegt in ausgearbeiteten Unterrichtseinheiten als Lehrerhandbuch vor (Gasteiger Klicpera & Klein, 2006). Im ersten Teil des Trainings geht es darum, was im Rahmen des Friedensstifter-Trainings unter Streit verstanden wird, welche Ziele Konfliktparteien bei Streitereien haben können und welchen Zusammenhang es zwischen diesen Konfliktzielen und dem Verhalten in Konflikten gibt. Im zweiten Teil lernen die Kinder dann die einzelnen Schritte einer Konfliktlösung durch Verhandeln kennen und üben und vertiefen diese solange, bis sie diese Schritte sicher beherrschen. Da man zum Verhandeln einen klaren Kopf braucht, vermittelt der dritte Teil des Friedensstifter-Training Techniken, wie die Kinder besser mit ihren Emotionen umgehen können, vor allem mit ihrer Wut und ihrem Ärger. Im Rahmen des vierten Trainingsteils lernen die Kinder, wie sie anderen Kindern beim Verhandeln helfen können. Dieser Trainingsteil beschäftigt sich mit Techniken der Mediation, z.B. welche Aufgabe ein Mediator hat und wie er bzw. sie sich verhalten sollte. Das Friedensstifter-Training basiert auf der Konflikttheorie von Johnson und Johnson und bezieht Elemente der Sozialen Lerntheorie von Bandura und der Theorie der Sozialen Informationsverarbeitung von Crick und Dodge mit ein. Zudem wird Bezug genommen auf den Ansatz des Sozialen Problemlösens von Shure. Das Training beinhaltet auch Elemente der Mediation. Die empirische Untersuchung erfolgte im Versuchs-Kontrollgruppen-Design an 15 Münchner Grundschulen über einen Zeitraum von zwei Schuljahren. Insgesamt wurden 30 Lehrer und 721 Schüler befragt. Die Befragungen wurden zu vier Messzeitpunkten mittels standardisierten Fragebögen durchgeführt. Erwartet wurde eine aggressionsreduzierende Wirkung des Friedensstifter-Trainings sowie eine Verbesserung des prosozialen Verhaltens bei Schülern der Interventionsklassen verglichen mit dem Verhalten der Schüler der Kontrollklassen. Erwartet wurde zudem auch eine Reduzierung im Ausmaß der Hyperaktivität, der Aufmerksamkeits- und Motivationsprobleme sowie der emotionalen Probleme der Schüler der Interventionsklassen. Bei den auf die Konfliktlösung bezogenen sozialen Fähigkeiten der Schüler der Interventionsklassen wurde eine Verbesserung erwartet, ebenso wie bei der Qualität des Klassenklimas und bei der psychosozialen Befindlichkeit der Schüler. Betrachtet wurde die Verhaltensentwicklung bezüglich der fünf Fragestellungen im Vergleich zwischen Interventions- und Kontrollklassen, im Vergleich der Mädchen der Interventionsklassen mit den Jungen der Interventionsklassen sowie im Vergleich der Interventionssklassen, in denen die Inhalte des Friedensstifter-Trainings langfristig von den Lehrern weiter geübt wurden, mit den Interventionsklassen, in denen die Lehrer dies nicht getan haben. Es zeigt sich, dass vor allem die Jungen der Interventionsklassen vom Friedensstifter-Training profitiert haben. Ihr aggressives Verhalten hat sich reduziert und ihr prosoziales Verhalten hat zugenommen. Die Situation der Mädchen der Interventionsklassen gestaltet sich komplexer. Obwohl das aggressive Verhalten der Mädchen der Interventionsklassen zunahm und ihr prosoziales Verhalten zurückging, gibt es Hinweise darauf, dass auch die Mädchen der Interventionsklassen vom Friedensstifter-Training profitiert haben. Gerade dieser geschlechtsspezifische Effekt liefert wichtige Hinweise für eine zukünftige Weiterentwicklung des Friedensstifter-Trainings. Bei der Frage, wie sich langfristiges Übung und Vertiefen der Friedensstifter-Inhalte auf die Effekte des Trainings auswirkt, zeigte sich deutlich, dass langfristiges Üben und Vertiefen sich durch deutlich positivere Effekte auszahlt, als wenn dies nicht geschieht.
Zielsetzung dieser Arbeit war es, einen Beitrag zur kritischen Standortbestimmung und Reflexion biologiedidaktischer Praxis im Überschneidungsbereich Gentechnik und Ethik zu leisten. Dabei wurde der Frage nachgegangen, in welcher Weise die Biologiedidaktik und damit auch der Biologieunterricht in den vergangenen drei Jahrzehnten auf die Fortschritte der Gentechnik und die damit verbundenen ethischen Herausforderungen reagiert haben. In diesem Zusammenhang interessierte, welche gentechnischen Verfahren und Anwendungen zu welcher Zeit in den Biologieunterricht Eingang fanden. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Erörterung der Frage, wie seither in der Biologiedidaktik mit ethischen Problemstellungen verfahren wurde. Die Erörterung dieser Fragestellung erfolgte zum einen anhand von Unterrichtsvorschlägen zur Gentechnik, die in biologiedidaktischen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Zum anderen wurden biologiedidaktische Konzeptionen zur strukturierten Bearbeitung bioethischer Fragestellungen einer kritischen Würdigung unterzogen. Dabei erlaubte die Bestandsaufnahme der Unterrichtsvorschläge eine Beurteilung des in den Unterrichtsvorschlägen vertretenen Themenspektrums. Die Rekonstruktion der in Unterrichtsvorschlägen empfohlenen Umgangsweise mit Problemstellungen der Gentechnik ermöglichte eine Einschätzung der Unterrichtspraxis. Die Untersuchung biologiedidaktischer Konzeptionen zur strukturierten Bearbeitung bioethischer Fragestellungen gestattete einen vertiefenden und klärenden Einblick in die von der Biologiedidaktik empfohlene Umgangsweise mit bioethischen Fragen.
Dem unterstützenden Lehrerhandeln wird hinsichtlich der Kompetenzsteigerung von Lernenden ein hoher Bedeutungsgehalt zugeteilt (Krammer, 2009). Es gilt als wichtige Komponente des Mediationsprozesses zwischen Lernangebot und Nutzung durch die Schüler (Bolhuis 2003; Helmke 2006). In der vorliegenden Dissertation wird der Fragestellung nachgegangen, wie sich die Qualität der Lernunterstützung von Lehrkräften in einer experimentell-entdeckenden naturwissenschaftlichen Lernumgebung beschreiben lässt und ob sich in diesem Kontext bestimmte Lernunterstützungsmuster identifizieren lassen. Bisherige Befunde deuten darauf hin, dass die Qualität der Lernunterstützung davon abhängt, inwieweit sie kognitiv aktivierend, strukturierend und adaptiv gestaltet wird (Krammer 2009, Kobarg & Seidel 2007). Für den Physikunterricht konnten Kobarg und Seidel zeigen, dass die Unterstützung durch die Lehrkraft eher wenige kognitiv aktivierende Impulse beinhaltet (Kobarg & Seidel 2007). Entlang der Tiefenstruktur naturwissenschaftlichen Problemlösens (Oser & Baeriswyl, 2001) wird kognitive Aktivierung in der vorliegenden Arbeit als eine Facette des Unterstützungshandelns von Lehrpersonen erfasst. Neben der empirischen Überprüfung aktueller Forschungsbefunde, soll die Analyse von Lernunterstützungsmustern weiterhin Aufschlüsse über die Differenziertheit des Unterstützungshandelns von Lehrpersonen geben.
Als Ausgangspunkt für die Untersuchung des lernunterstützenden Lehrerhandelns dienen 65 Lehrervideos die im Rahmen einer standardisierten naturwissenschaftlichen Lernumgebung aufgenommen wurden, in der Schülerinnen und Schüler der 3. Und 4. Klasse eigenständig experimentelle Lernaufgaben zum Thema Fliegen bearbeiten (Projekt „Innovation naturwissenschaftlich technischer Bildung – INTeB“). Ausgehend von der Entwicklung eines allgemein- und fachdidaktischen Kategoriensystems zur multikriterialen Erfassung des Lehrpersonenhandelns, wurden die Videodaten in einem ersten Analyseschritt quantitativ nach Häufigkeiten und Verteilungen ausgewertet. In weiteren Analyseschritten wurde für jede der 65 Lehrkräfte ein Lernunterstützungsprofil erstellt, welches als Basis zur Identifikation von Mustern mittels des probabilistischen Verfahrens der latenten Klassenanalyse (LCA) herangezogen wurde. Anschließende Fallanalysen dienten der Konkretisierung von Musterbeschreibungen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich Lehrkräfte in Ihrem Handeln unterscheiden. Es konnten drei Muster von unterstützendem Lehrerhandeln identifiziert werden, deren Differenzierung insbesondere auf die Häufigkeit von organisations-, lernprozess- und aufgabenorientierten Handlungsweisen von Lehrkräften zurückzuführen ist. Erwartungsgemäss zeigte sich, dass dem lernprozessorientierten Handlungsmuster, welches sich insbesondere durch hohe Ausprägungen im Bereich der kognitiven Aktivierung auszeichnet, die wenigsten Lehrpersonen zugeordnet wurden. Der Großteil der Lehrkräfte wurde demjenigen Muster zugeordnet, das sich durch vergleichsweise hohe Werte im Bereich der Strukturierung und Transmission von Lernprozessen charakterisiert.
Die Identifikation von Mustern stellt einen grundlegenden Schritt zur Verständniserweiterung von lernunterstützendem Lehrerhandeln dar und kann als Grundlage für die Analyse von Einflussfaktoren auf die Gestaltung von Unterricht herangezogen werden. Die Ergebnisse der Studie könnten Hinweise darauf geben, wo mögliche Ansatzpunkte zur Kompetenzförderung von Lehrpersonen liegen, um Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler entlang ihrer Tiefenstruktur zu unterstützen.
Die Arbeit verfolgte das Ziel einer retrospektiven Wirkungskontrolle einer computergestützten Risikomanagementberatung (RMB) in Krankenhäusern. Es sollten Erkenntnisse über den Nutzen der RMB aus der Sicht von Beratungsempfängern sowie für die Weiterentwicklung der Beratungsmethode und des internetbasierten Computerprogramms riskala gewonnen werden. Aus der literaturgestützten, theoretischen Betrachtung von klinischem Risikomanagement (kRM) und Unternehmensberatung wurden 5 Zielebenen für eine RMB abgeleitet: -Förderung der Patientensicherheit -Lernen und Fortbildung -Förderung der Kommunikation -Juristische Absicherung -Versicherungswirtschaftlicher Nutzen. Auf Basis des Referenzmodells der „Integrativen Evaluation“ erfolgte eine dreistufige empirische Untersuchung der RMB. In einer ersten qualitativen Studie wurden in Experteninterviews zusätzliche Aspekte einer aus praktischer Sicht erfolgreichen Beratung ermittelt (Erwartungsabfrage). Darauf aufbauend entstand ein Fragebogen, der in einer zweiten Studie an einer kleinen Menge von Beratungsempfängern getestet wurde. Mit dem auf Basis der Ergebnisse der Studie zwei überarbeiteten und gekürzten Fragebogen wurde in Studie drei eine Bewertung von RMB-Projekten vorgenommen. Die theoretisch hergeleiteten 5 Zielebenen einer RMB konnten empirisch bestätigt werden. Die Patientensicherheit wird nach Einschätzung der Teilnehmer der Studie durch die programmunterstützte Beratung gesteigert, wenn dadurch konkrete Maßnahmen der klinischen Prävention umgesetzt werden. In diesem Fall ist auch der Lerneffekt für die Beratungsteilnehmer am größten. Die teaminterne Kommunikation kann durch eine RMB gefördert werden, wobei dieser Effekt abteilungsübergreifend eingeschränkt ist. Die Studienteilnehmer bestätigen die beratungsinduzierte Förderung der juristischen Absicherung ihres Handelns; eine versicherungswirksame Nutzung der Beratungsergebnisse erfolgte dagegen bisher noch nicht. Die Arbeit skizziert die präventiven Erfolge, die durch eine RMB in klinischen Bereichen erzielt werden können, bestätigt die Wirkung des praktizierten Beratungsverfahrens und zeigt den Bedarf für die Programmweiterentwicklung auf.
Lehrpersonen haben unter anderem die Aufgabe, ständig unterschiedlichste Lernvoraussetzungen- und Möglichkeiten von SchülerInnen zu diagnostizieren und ihr Handeln mit Blick auf das Lernziel geeignet anzupassen. Betrachtet man die diagnostische Kompetenz von Lehrpersonen, die Lernvoraussetzungen ihrer SchülerInnen im Unterricht akkurat einzuschätzen, so wird diese in der Literatur jedoch bisher nur unzulänglich beschrieben. Die vorliegende Arbeit widmet sich diesem Thema und betrachtet die kompetente Diagnose in Unterrichtssituationen auf der Basis hierfür relevanter Literatur, um bedeutsame Voraussetzungen für eine kompetente Diagnose zu identifizieren. Unter einer kompetenten Diagnose in Unterrichtssituationen wird die Diagnose situativer Lernvoraussetzungen der Schüler während einer Unterrichtsstunde verstanden, wobei die vorliegende Arbeit sich auf die Lernvoraussetzungen Motivation, Emotionen und Verstehen konzentriert. Eine kompetente Diagnose in Unterrichtssituationen bedeutet, dass eine Lehrperson in der Lage ist, während des Unterrichts in der sozialen Interaktion vermittelte Anzeichen bei den SchülerInnen bezüglich der Ausprägung der Lernvoraussetzungen wahrzunehmen und gegebenenfalls weitere spezifische, diagnoserelevante Informationen zu sammeln beziehungsweise darauf aus der Erinnerung zurückzugreifen. Welche Voraussetzungen für eine kompetente Diagnose in Unterrichtssituationen auf Seiten der Lehrperson bedeutsam sind, war bisher unklar. Im Rahmen der vorliegenden theoretischen Arbeit wurde daher die kompetente Diagnose in Unterrichtssituationen auf Basis verschiedener Perspektiven betrachtet, um diese Lücke zu schließen. Als Perspektiven wurden dabei normative Setzungen zu Lehrerkompetenzen, pädagogisch-psychologische Theorien und empirische Erkenntnisse, sowie die wissenschaftliche Beschreibung des alltäglichen Unterrichtsgeschehens gewählt.
Die Studie „Kulturen des Lehrens in der hochschulischen Erstausbildung von Hebammen in
Deutschland“ widmet sich der übergeordneten Frage, wie die Lehre in
Hebammenstudiengängen auf der institutionell-strukturellen und der personellen Ebene
gestaltet wird. Diese Frage wird im Rahmen einer qualitativ-rekonstruktiven Studie und über
eine between-method-triangulation bearbeitet. Dabei werden zwei Synopsen von
Strukturmerkmalen von Studiengängen (2019, 2021), eine Dokumentenanalyse der
Modulhandbücher (2019), Expert*innen-Interviews mit Studiengangsverantwortlichen (2019)
und berufsbiografisch-narrative Interviews mit Lehrenden durchgeführt (2019/2020).
Auf einer institutionell-strukturellen Ebene zeigen die Synopsen, die Dokumentenanalyse und
die Expert*innen-Interviews eine Studienlandschaft, welche sich im Hinblick auf verschiedene
Strukturmerkmale in einem Entwicklungsprozess befindet und personelle und zeitliche
Ressourcen erfordert. Anhand der dokumentarischen Interpretation der berufsbiografischnarrativ Interviews mit den Lehrenden in Hebammenstudiengängen lassen sich drei Lehrtypen rekonstruieren, welche sich in Bezug auf ihre habituellen Muster im berufsbiografischen Werdegang und der handlungsleitenden Orientierungen in Bezug auf die hochschulische Gestaltung von Lehre unterscheiden.
Die Studie beschreibt und rekonstruiert aus verschiedenen Perspektiven Kulturen des Lehrens
in der hochschulischen Erstausbildung von Hebammen und setzt einen Referenzpunkt für
weitere Entwicklungen. Die Ergebnisse betonen sowohl auf institutionell-struktureller Ebene
als auch auf der Ebene der Lehrenden die Relevanz personeller und zeitlicher Ressourcen für
die Implementierung einer kompetenzbasierten, wissenschaftsbasierten und
praxisintegrierenden hochschulischen Erstausbildung. Im Rahmen eines
professionstheoretischen Diskurses betonen die Ergebnisse die Bedeutsamkeit des
Strukturkerns hochschulischen Lehrhandelns für die Herausbildung eines professionellen,
wissenschaftsreflexiven Hochschullehrendenhabitus in Hebammenstudiengängen.
Auf welches Wissen greifen Lehrende zurück, wenn sie unterrichten? Woran orientieren sie sich? Wie gelangt neues didaktisches Wissen in die Unterrichtspraxis? Diese Fragen berühren das Spannungsfeld von Wissen-schaftswissen und Handlungswissen im Hinblick auf die Lernprozesse lernender Lehrender. In einer über zwei Jahre angelegten Langzeituntersuchung wurden die handlungsleitenden Subjektiven Theorien zum kooperativen Lernen von 14 Pflegelehrerinnen und -lehrern rekonstruiert und modifiziert. Ziel der For-schungsarbeit war es, die Subjektiven Theorien so zu modifizieren, dass sie zur Erweiterung und zum Aufbau von unterrichtlicher Handlungskompetenz in kooperativen Lernumgebungen beitragen. Die Studie orientierte sich grundsätzlich an der Struktur, die im handlungstheoretisch-didaktischen Modell von Diethelm Wahl (2005) entwickelt wurde: (1) Bewusstmachen handlungsleitender Subjektiver Theorien, (2) (Um-)Lernen durch Konfrontation mit Alternativen und Integration neuer Wissensbestandteile und (3) neues Handeln in Gang bringen. Bei allen Lehrenden haben sich in einzigartiger Weise Veränderungen gezeigt, und zwar nicht nur in der Erwei-terung ihres Handlungsrepertoires, sondern auch in der Differenziertheit ihrer Überlegungen. Ebenso zeigt sich, dass sich in bestimmten Bereichen auch das beobachtbare Handeln nachweislich verändert hat. Die Ergebnisse zeigen die Wirksamkeit des handlungstheoretisch fundierten Konzeptes auf. Als Grundlage für die Entwicklung von Weiterbildungskonzepten für Lehrende trägt es dazu bei, handlungsleitendes Wissen und nachhaltige Kom-petenzen zu erwerben, wodurch nicht zuletzt die Qualität des Unterrichtes an Pflegebildungseinrichtungen opti-miert werden kann.
Die vorliegende Forschungsarbeit untersucht in einem Quasiexperiment, inwiefern die Methodenkompetenz von Studierenden im Bereich der Lernstrategien und diejenige der Lehrenden im Bereich des didaktischen Handelns durch proximale Faktoren einer Lernumgebung gefördert werden können. Theoretisch orientiert sich die Arbeit an hierarchisch sequentiellen Handlungstheorien, einem erweiterten Rubikonmodell, verschiedenen Wissens- und Transfertheorien und dem Forschungsprogramm subjektiver Theorien. Die zweijährige Intervention wendet bei beiden Probandengruppen – bei Lehrenden und Lernenden - das Veränderungsmodell von Wahl an. Die Untersuchung ist in der höheren Berufsbildung der Schweiz in einer höheren Fachschule für Technik situiert. Die Variation der proximalen Lernumgebungsfaktoren der Studierenden erfolgt über die Versuchsgruppe mit integriertem Methodencurriculum. Die drei Kontrollgruppen erhielten eine Förderung der Lernstrategien in einem Fach, ein extracurriculares Training sowie keine Intervention. Die Messung der Lernkompetenz erfolgte mittels eines retrosprektiven Lernstrategiefragebogens von Wild und Schiefele. Die Untersuchungsgruppe der Lehrpersonen erhielt eine transferorientierte Lernumgebung in Form einer didaktischen Ausbildung mit qualifizierendem Charakter. Die Erfassung der verschiedenen Ebenen von Methodenkompetenz der Lehrpersonen erfolgte mit niedrig inferenter Videographie, hochinferentem Expertenurteil, einem Evaluationsfragebogen für Studierende zum Unterrichtsverhalten der Lehrperson und einem schulinternen Fragebogen zur Unterrichtszufriedenheit. Die Ergebnisse bei der Untersuchungsgruppe der Lehrpersonen zeigten Signifikanzen in der Reduktion der Plenumszeit, der Zunahme individueller und kooperativer Lernarbeit, der höheren Methodenvielfalt, dem höheren Strukturierungsgrad, der Veränderung von wissensvermittelndem zu wissenserarbeitendem Unterricht sowie in der Erhöhung der Unterrichtszufriedenheit der Studierenden. In Übereinstimmung mit der aktuellen Forschungslage konnte die Wirkungslosigkeit von extracurricularem Lernstrategietraining sowie vom Einfluss der reinen Studiumsdauer beobachtet werden. Während die in allen Fächern integrierte Lernstrategieförderung nur eine schwach signifikante Steigerung bewirkte, ergab jedoch die in nur einem Fach geförderte und geforderte Lernstrategieanwendung eine überraschend hochsignifikante Abnahme derselben.
Die vorliegende Dissertation setzt sich mit dem Thema Migration als Herausforderung für schulische Bildung in Deutschland und Italien auseinander. Ziel der Arbeit ist es, die Kenntnisse über die Identität und die Wünsche hinsichtlich Schule und dem dazugehörigen Umfeld von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu vertiefen. In Italien sind dies hauptsächlich Schüler aus China, Albanien und Rumänien, in Deutschland Jugendliche mit diversen Migrationshintergründen. Hierzu werden als Erstes wesentliche Themenfelder der Migration herausgearbeitet, die einen Bezug zur Schule aufweisen wie Bildung und Schulerfolg der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Integration, Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund, interkulturelle Erziehung. Das Ziel der Verfasserin ist darüber hinaus, aufzuzeigen, wie Jugendliche mit Migrationshintergrund über den Zusammenhang von Migration und Bildung in Deutschland bzw. Italien kommunizieren und welche Chancen und Herausforderungen sie dabei sehen. Das Forschungsdesign hat sich auf Schulen in der Mitte und im Südwesten Süddeutschlands und auf eine Region in Mittelitalien konzentriert. In beiden Regionen sind Gruppendiskussionen in je zehn Schulen durchgeführt worden, die inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Von diesen insgesamt 20 Gruppendiskussionen wurden 13 transkribiert und zwölf für eine Auswertung berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund aufgrund günstiger Akkulturationsverläufe (Kenntnisse verschiedener Fremdsprachen und Kulturen) guten Schulerfolg in der italienischen bzw. deutschen Schule erreichen können. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen diese Schüler von ihren Lehrern, den schulischen Institutionen und der Gesellschaft akzeptiert und auch unterstützt werden. Das in diesen Schülern verborgene interkulturelle Kapital sollte erkannt und gefördert werden.
Geschichten sind fester Bestandteil des Englischunterrichts in der Grundschule. Allerdings werden sie meist darauf reduziert, Wortschatz im Kontext zu präsentieren und Hörverstehensmöglichkeiten zu bieten. Damit wird das Potential narrativer Formen im frühen Fremdsprachenunterricht unterschätzt. Die vorliegende Arbeit untersucht darüber hinaus, wie Kinder im Umgang mit Geschichten in der Interaktion ihre kommunikative Kompetenz – besonders im emotionalen Bereich – erweitern können. Im Rahmen einer qualitativen Fallstudie im Englischunterricht der Klassen 1 und 2 wurden in zwei Versuchsklassen über einen Zeitraum von zwei Jahren Daten gesammelt. Die qualitative Auswertung derselben erfolgte hinsichtlich der Art der Interaktion zwischen der Lehrerin und den Kindern, der hierbei von den Kindern verwendeten Kommunikationsstrategien sowie der emotionalen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Geschichte. Die Erkenntnisse aus der Datenanalyse wurden zu verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen in Beziehung gesetzt. Daraus entstand ein Modell zur Unterrichtsplanung mit narrativen Formen, das das Kind in den Mittelpunkt des Planungsprozesses stellt. Das Planungsmodell gliedert sich in drei Entscheidungsfelder: Das narrative, das emotionale und das kommunikative Entscheidungsfeld. Diese drei Entscheidungsfelder werden für die Unterrichtsplanung mit Hilfe von Fragenkatalogen erschlossen. So werden wichtige Elemente der Unterrichtsplanung miteinander verknüpft und gleichzeitig zu den kindlichen Bedürfnissen in Beziehung gesetzt. Das Modell ermöglicht eine auf die individuelle Zielgruppe abgestimmte Planung des Unterrichts mit narrativen Formen. Ausgehend von den Bedürfnissen des Grundschulkindes bietet der Einsatz narrativer Formen im Englischunterricht der Grundschule so die Möglichkeit, in der Interaktion Kommunikationsstrategien zu trainieren und dabei – quasi auf dem Rücken der Handlung – Sprache zu erwerben. Indem sich die Kinder emotional an der Geschichte beteiligen, gelangen sie zu einem tiefer gehenden Umgang mit der Fremdsprache. Diese Auseinandersetzung dient nicht nur dem Spracherwerb, sondern stellt gleichzeitig einen ersten Schritt zur Entwicklung literarischer Kompetenz in der Fremdsprache dar.
Ziel der Arbeit war es ein möglichst umfassendes Bild naturwissenschaftlicher Lernvoraussetzungen von Schulanfängern zeichnen, sowie die Wissensentwicklung innerhalb der Grundschulzeit zu dokumentieren. Dabei sollte der Einfluss außerschulischer Bedingungsvariablen auf die vorschulischen als auch schulisch vermittelten Kenntnisse erhoben werden. Folgende Forschungsfragen standen im Mittelpunkt: • Über welches vor- und außerschulisch erworbene Wissen, über welche Vorstellungen und Fertigkeiten verfügen Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung? • In welchem Ausmaß bestimmt der soziokulturelle Hintergrund das Vorwissen der Kinder? • Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Vorwissen, der Intelligenzleistung und den Fertigkeiten der Kinder? • Über welchen naturwissenschaftlichen Wissenszuwachs verfügen die Kinder am Ende der Grundschulzeit? • Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Vorwissen und dem späteren schulischen Lernerfolg? • Entspricht der gemessene Wissensstand auch der schulischen Leistungsbewertung? Im Vordergrund der Untersuchungen stand die Entwicklung eines standardisierten Fragenbogens auf Grundlage der inhaltlichen Vorgaben des neuen Bildungsplans für Grundschulen in Baden-Württemberg. Der 73 Fragen umfassende Interviewbogen (Multiple-choice) wurde über zwei Vortests entwickelt. An der Untersuchung nahmen insgesamt etwa 120 Grundschulkinder unterschiedlichen örtlichen und soziokulturellen Hintergrunds teil. Innerhalb der Hauptuntersuchung wurden drei erste und zwei vierte Klassen befragt. An die quantitative Untersuchung der Erstklässler zum Schuljahresbeginn schloss sich am Ende des Schuljahres die Erhebung der Kenntnisse der vierten Klassen im Sinne einer Quasi-Längsschnittstudie an. Aufgrund der Befunde der Vor- und Hauptuntersuchungen wurden schließlich spezifische, defizitäre naturwissenschaftliche Konzepte innerhalb einer qualitativen Vertiefungsstudie erhoben. Folgende Ergebnisse der Untersuchungen lassen sich formulieren: • Die Schulanfänger verfügen im Bereich der stofflichen Natur deutlich messbar über die geringsten Kenntnisse. Das trifft besonders bei Aufgaben zu, die eine Teilchenvorstellung implizieren, wie stoffliche Zustände und Veränderungen bei denen unsichtbare Stoffe entstehen (Phasenübergänge, Gasvorstellung). • Im Bereich der belebten Natur ist das Wissen zum inneren Aufbau von Lebewesen (Anatomie) und zur Funktion von Organen gering ausgeprägt. • Die Schulanfänger schließen primär vom äußeren Eindruck auf die innere Beschaffenheit von Lebewesen, Alltagsgegenständen und Stoffen. • Innerhalb der Untersuchungen ließen sich zu Phänomenen der unbelebten Natur kaum animistisch-beseelte Erklärungsansätze beobachten. Die (bildlichen) Darlegungen basierten in der Regel auf objektivierten und ausbaufähigen Konzepten und Erhaltungsvorstellungen. • Das Vorwissen steht in direktem Zusammenhang mit der Schulbildung der Eltern. • Kinder aus einem bildungsfernerem Elternhaus oder mit Migrationshintergrund verfügen über signifikant weniger Vorwissen. • Das vorhandene Wissen und die soziale Herkunft stehen in keinem direkten Zusammenhang mit der intellektuellen Leistungsfähigkeit der Kinder. • Kinder, die im Wissenstest weit überdurchschnittlich abschneiden, verfügen über ein hohes Maß an praktischen Fertigkeiten als auch intellektueller Leistungsfähigkeit. • Es zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede, weder im Wissen noch in der Intelligenz oder bezüglich der vorhandenen Fertigkeiten. • Unabhängig vom sozialen Hintergrund kann innerhalb der Grundschulzeit bei allen Probanden ein deutlicher Wissenszuwachs von etwa 60% beobachtet werden. • Der festgestellte Leistungsunterschied der Schulanfänger in Abhängigkeit vom sozialen Milieu bleibt über die Grundschulzeit erhalten. (Die dispositionalen Wissensdefizite können durch die schulische Intervention nicht angeglichen werden.) • In der schulischen Leistungsbewertung werden Kinder mit Migrationshintergrund,im Vergleich zu anderen Kindern,zu gut beurteilt.
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss personengebundener Faktoren auf die Patientenzufriedenheit im deutschsprachigen Raum. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei sowohl klassische Einflussfaktoren, wie Alter, Geschlecht, Krankheitsbild, Bildung, Einkommen, sozioökonomische Klasse, Familiensituation und ethnische Zugehörigkeit, als auch intrapsychische Aspekte, wie Schmerzmanagement, subjektiver Gesundheitszustand und Erwartungen der Patienten. Die verwendeten Daten stammen aus umfangreichen Befragungen diverser Krankenhäuser in Deutschland. Der eingesetzte Patientenfragebogen wird bezüglich seiner Testgütekriterien überprüft. Als statistische Methode wird die Regression mit der Patientenzufriedenheit als abhängige und die personengebundenen Faktoren als unabhängige Variable verwendet. Der Anteil der erklärten Varianz und die dazugehörige Effektgröße dienen als Einflussmaß. Die Absicherung der Resultate erfolgt durch eine Methodentriangulation, bei der die Verfahren der Klassischen und der Probabilistischen Testtheorie parallel Verwendung finden. Der verwendete Fragebogen zeigt hervorragende Testkennwerte bezüglich Objektivität, Reliabilität, Validität und der Sensitivität bezüglich Gruppenunterschieden und ist somit ein solides Instrument zur Prüfung der Fragestellung. Die Studienergebnisse zeigen auf, dass das Krankheitsbild, das Einkommen, der aktuelle Gesundheitszustand und die Erwartungen der Patienten einen geringen Effekt auf die Patientenzufriedenheit haben. Die Verfahren der Probabilistischen Testtheorie haben vergleichbare erklärte Varianzanteile durch die personengebundenen Einflussfaktoren, wie die Verfahren der Klassischen Testtheorie. Aufgrund der gängigen Patientenzufriedenheitstheorien ist der geringe Effekt der Patientenerwartungen auf deren Zufriedenheit überraschend und dokumentiert den notwendigen Bedarf an Grundlagenforschung in diesem Bereich.
Praxisphasen haben in der deutschen Lehrerbildung eine große Bedeutung und sind integraler Bestandteil der ersten und im Besonderen der zweiten Ausbildungsphase. Bislang liegen allerdings nur wenige empirische Arbeiten zur Untersuchung der Wirksamkeit von Praxisphasen innerhalb der Lehrerbildung vor. Die vorliegende Studie versucht diesem Forschungsdesiderat nachzukommen und untersucht die Entwicklung unterrichtlicher Handlungskompetenzen von Lehramtsstudierenden, die zu einem frühen Zeitpunkt im Studium ein einjähriges Praktikum an einer Grund- bzw. Hauptschule absolvieren. Im Theorieteil der Arbeit wird der Forschungsstand zur Kompetenz- und Standarddebatte aufgearbeitet und Diskussionslinien der theoretischen und empirischen Modellierung unterrichtlicher Handlungskompetenzen dargestellt. Methodisch handelt es sich um eine längsschnittlich angelegte Videostudie, die niedrig- und hoch-inferente Beobachtungsverfahren integriert. Die genannten Methoden kommen dabei zu einer differierenden Ergebnislage: Während im niedrig-inferenten Modus keine Entwicklungen über die Zeit festgestellt werden konnten, gelangen hoch-inferente Qualitätseinschätzungen zu signifikanten Ergebnissen im längsschnittlichen Vergleich. Die empirische Befundlage wird im Schlussteil der Arbeit auf einer inhaltlichen und methodischen Ebene interpretiert.
Welche Wirksamkeit zeigen Lehr- und Lernmethoden in der Unterrichtspraxis? Diese Fragestellung ist nicht nur für sämtliche, im Bereich der Lehre tätigen Personengruppen relevant, sondern sie stellt auch einen interessanten Ansatz für die Lehr- und Lernforschung dar. Betrachtet man die Entwicklung der empirischen Lehr- Lernforschung und der Deutschdidaktik der letzten Jahre, so lässt sich eine verstärkte Hinwendung zu empirischer Forschung feststellen. Allerdings existieren bisher insbesondere im Bereich der Literaturdidaktik nur wenige empirische Studien, die sich mit der Wirksamkeit von Unterrichtsmethoden beschäftigen. Der methodische Ansatz des „handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts“ (Haas, 1997; Haas, Menzel & Spinner, 2000; Spinner, 2006), bei dem die Lernenden gestalterisch und kreativ mit literarischen Texten umgehen, kann als ein solches Forschungsdesiderat angesehen werden. Mit Ausnahme der Studien von Fritzsche, Krempelmann, Tosun und Zaborowski (2006) sowie von Dickgreber (2008) liegen keine empirischen Erkenntnisse bezüglich seiner Effektivität vor. Das vorliegende Dissertationsprojekt leistet einen weiteren Beitrag zur empirischen Unterrichtsforschung in der Literaturdidaktik, indem drei unterschiedliche Lernarrangements des Literaturunterrichts im Rahmen einer Feldstudie hinsichtlich ihrer Wirkungsweisen auf Bereiche wie Unterrichtsqualität, Selbstkonzept, Selbstwirksamkeitserwartung, Freude am Lesen, Verwendung von Lernstrategien, usw. empirisch untersucht werden. Die Arbeit verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und versucht eine Verbindung zwischen Literaturdidaktik und Lehr- und Lernforschung zu schaffen und aktuellen Fragestellungen beider Disziplinen nachzugehen. Im Zentrum der Arbeit steht die Entwicklung, Implementierung und empirische Erforschung eines speziellen Lernarrangements für den Literaturunterricht, das auf aktuellen Erkenntnissen der Psychologie des Lehrens und Lernens bezüglich der Gestaltung von Lernarrangements und aktuellen literaturdidaktischen Konzeptionen, den Verfahren des „handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts“ bzw. „produktiven Verfahren“ (Spinner, 2006), basiert. Charakteristisch für dieses spezielle Lernarrangement ist die Unterrichtsarchitektur „Sandwich-Prinzip“ (Wahl, 2005), bei der Lernformen wie Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit im Literaturunterricht überwiegen und Phasen der Instruktion im Plenum oder im Frontalunterricht einen geringen Anteil einnehmen. Ein weiteres Charakteristikum dieses Lernarrangements stellen spezielle kooperative Lernformen, zu deren Wirksamkeit bereits empirische Erkenntnisse vorliegen, die Methoden des „Wechselseitigen Lehrens und Lernens“ (Huber, Konrad & Wahl, 2001; Huber, 2004; Huber, 2007), dar. Die Wirkungsweisen dieses speziellen Lernarrangements wurden im Rahmen einer neunmonatigen Interventionsstudie mit Längs- und Querschnittanalysen und einer Gesamtstichprobe von N=135 Lernenden (9. Klasse, Realschule) empirisch erforscht. Neben zwei standardisierten Testverfahren zur Messung der basalen Lesefertigkeit und des verbalen Instruktionsverständnisses der Lernenden wurde zu Beginn und am Ende der Intervention als Forschungsinstrument ein selbst konstruierter Fragebogen eingesetzt, der zuvor in einer Pilotstudie an einer anderen Stichprobe (N=106 Lernende) getestet und einer Faktorenanalyse mit Reliabilitätsprüfung unterzogen worden war. Die Ergebnisse der durchgeführten Interventionsstudie zeigen erste Tendenzen, die auf die Effektivität eines Lernarrangements, bei dem „produktive Verfahren“ und kooperative Lernformen im Literaturunterricht kombiniert werden, hindeuten: Zwischen den beiden Messzeitpunkten ergaben sich signifikant positive Effekte für die Bereiche Unterrichtsqualität, Selbstkonzept und ‚self efficacy’ (Selbstwirksamkeitserwartung) der Lernenden sowie für die lesebegleitenden (kognitiven) Strategien.
Diese Arbeit liefert einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zu der Frage, wie eine systematische Professionalisierung von Lehrkräften den Aufbau eines zukunftsweisenden Berufsbildungssystems in Ägypten begünstigen kann. Zunächst wird eine umfangreiche Bestandsaufnahme des ägyptischen Berufsbildungssystems mit den bestehenden Strukturen
und Akteuren durchgeführt und theoretisch unterfüttern, wobei Luhmanns Theorie sozialer Systeme das theoretische Fundament dieser Arbeit bildet, auf dem weitere Theorieansätze aufbauen. Durch die leitfadengestützten Experteninterviews konnten wesentliche Handlungsund
Deutungsmuster in Bezug auf die Lehrkräfte beruflicher Schulen sowie mit ihnen verknüpfte systemrelevante Elemente rekonstruiert und schließlich im Rahmen der
Handlungsempfehlungen in einen Methodenkoffer eingespeist werden. Dieser enthält ein
Portfolio an Handlungsempfehlungen, die sich an verschiedene Entscheidungsträger und
Anspruchsgruppen richten und einen Impuls für Veränderungen des ägyptischen Berufsbildungssystems geben sollen.
Verändert sich das Professionswissen von Lehrpersonen durch Fortbildung?
Dieser Fragestellungen wird in der vorliegenden Teilstudie des Forschungsprojektes Innovation naturwissenschaftlich-technischer Bildung in Grundschulen der Region Bodensee (INTeB) nachgegangen. Innerhalb des Projektes wurde ein mobiles Lernarrangement zum Thema Fliegen weiterentwickelt, um die naturwissenschaftlich-technische Interessens- und Wissensbildung von Kindern und Lehrpersonen im Primarschulbereich der Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz zu fördern. Der Einsatz des mobilen, geöffneten, experimentellen Lernarrangements Fliegen ist mit Fortbildung gekoppelt.
Die Lehrpersonen erhalten zum Einsatz des mobilen Lernarrangements entweder eine lernprozess-, eine inhaltsorientierte oder keine Fortbildung. Dadurch soll u. a. der Frage nach Veränderungen bei den Lehrpersonen nachgegangen werden können: Wie verändert sich die Lehrkompetenz und das Professionswissen? Wie verändert sich die Lernbegleitung?
Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit liegt darin, zu untersuchen wie eine lernprozessorientierte bzw. inhaltsorientierte Fortbildung auf das Professionswissen der Lehrpersonen (Fachwissen, didaktisches Wissen) unter der Bedingung unterschiedlichen Vorwissens wirkt?
Die Daten wurden quantitativ mittels Fragebogen zu drei Messzeitpunkten erhoben, mittels SPSS aufgearbeitet und ausgewertet.
Die Befunde der vorliegenden Arbeit zeigen, dass sich das Professionswissen in seiner Gesamtheit (vgl. Shulman, 1986) nicht verändert. Das Professionswissen muss differenzierter betrachtet werden und in seine drei Wissensbereiche (Fachwissen-content knowledge; Fachdidaktisches Wissen-pedagogical content knowledge und Pädagogisches Wissen-general pedagogical knowledge [vgl. Shulman, 1986]) zerlegt werden.
In einer weiteren Fragestellung wird der Wirksamkeit von Fortbildung nachgegangen.
Projektunterricht ist in der westlichen Welt als Unterrichtsmethode bekannt (Voß und Ziegenspeck 1999). Es ist auch klar, dass neben einem Zuwachs von Fachwissen auch noch andere Fähigkeiten, sogenannte „Soft skills“, wie Kreativität, trainiert werden. Man muss wissen, dass in China die Schüler nach Klasse 9 eine zentrale Aufnahmeprüfung für die Oberstufe der Mittelschulen und nach Klasse 12 eine landesweite Aufnahmeprüfung für Hochschulen ablegen. Die Prüfungen sind sehr wichtig für die chinesischen Schüler, da sie über die Zukunft der Schüler entscheiden. Aus diesem Grund ist die ganze Erziehung und Ausbildung in chinesischen Schulen nur auf diese Prüfungen ausgerichtet. Nun findet gerade eine Bildungsreform statt, um dies zu ändern (vgl. Hu 2002, Song 2002, Franke 2003). Dies ist eine große Chance, Projekte für den Mathematikunterricht in China zu erproben und ihre Durchführbarkeit zu erforschen. Es wurde festgestellt, dass durch die Beschäftigung mit Projekten die Auseinandersetzung mit den mathematischen Lerninhalten intensiviert wurde. Zur extrinsischen Motivation, Mathematik zu lernen kam auch noch die intrinsische Motivation hinzu. Auch meinen die Schüler nun, dass sie Mathematik nicht mehr so schnell vergessen werden. Durch das im Projekt gewonnene Selbstvertrauen der Schüler, kam es zu einer positiven Einstellung gegenüber den Mathematikstunden. Ebenfalls wirkte sich die Auseinandersetzung mit dem Projekt auf den sozialen Umgang miteinander aus: die sonst so verbissenen, als Einzelkämpfer bekannten, chinesischen Schüler wurden teamfähiger und hatten kreative Lösungen parat. Neben den Erfolgen gab es aber auch Probleme: Die starren Stundenpläne an chinesischen Schulen sind ein großes Hindernis für die Projektdurchführung. Wenn ein Lehrer eine Mathematikstunde für ein Projekt verwendet, sieht er die Gefahr, den Anschluss an die Parallelklasse zu verlieren. Bislang wurden daher kaum Mathematikstunden für Projekte verwendet. Wir haben nur in Selbststudiumsstunden nach dem regulären Unterricht und in Stunden wie Musik und Sport, in denen es keine Prüfungsbelastung gibt, Projekte durchgeführt. Es wurden auch Projekte in der Freizeit durchgeführt. Viele Schülerinnen und Schüler sind freiwillig gekommen. Wir haben auch versucht, fächerübergreifend zu arbeiten, um von den beteiligten Lehrern Stunden zu bekommen. Dies scheiterte jedoch. Die Lehrer haben uns zwar wissenschaftlich unterstützt, aber es wurden keine Unterrichtsstunden abgegeben. Die chinesischen Lehrkräfte interessieren sich zwar durchaus für den Projektunterricht, aber nur junge Lehrer haben Lust, diesen auch tatsächlich durchzuführen. Die älteren Lehrer meinen, dass die Projekte für die Prüfungen kaum etwas bringen, deswegen sind auch nicht alle Lehrer bereit, den Schülern frei zu geben, da die Lehrer in China an den Leistungen ihrer Schüler bei den zentralen Prüfungen gemessen werden. Schwierigkeiten haben chinesische Schüler bei der Planung und Durchführung ihrer Gruppenarbeit. Sie sind daran noch nicht gewohnt, und auch die Lehrer können kaum Hilfe dazu geben. Ebenso zeigen sich größte Probleme bei der Präsentation der Projektergebnisse. Die chinesischen Schüler wollen ihre Präsentation ablesen, nicht frei vortragen. Die Untersuchung hat gezeigt, dass der Projektunterricht den chinesischen Schülern und Lehrern sehr gut gefallen hat und sich dabei die Einstellung zur Mathematik positiv geändert hat. Bei der Durchführung selbst gibt es teilweise noch Probleme. Wir denken aber, dass der Projektunterricht durch seine besondere Struktur in China dazu beitragen kann, dass die kreativen Potentiale der Schüler freigesetzt werden.