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Die vorliegende Masterarbeit ist im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds
(SNF) geförderten Projekts Integrative Förderung auf der Sekundarstufe I (IFCH Sek-I)der Pädagogischen Hochschule Zürich sowie der Universität Fribourg entstanden. Im Fokus steht die förderprozessorientierte Kooperation im Rahmen der Integrativen Förderung.
Auf der Grundlage einer inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker (2022) werden anhand von acht ausgewählten Sekundarschulen im Kanton Zürich Voraussetzungen und Vorgaben auf verschiedenen Ebenen des Bildungssystems analysiert und untersucht, wie diese Vorgaben auf der jeweils nachfolgenden Systemebene von den einzelnen Schulen sowie den Lehrpersonen rekontextualisiert und in ihrer Praxis umgesetzt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits auf der Makroebene des Bildungssystems klärende Vorgaben für die förderprozessorientierte Kooperation der Regel- und Förderlehrpersonen gemacht werden. Viele Aspekte wie beispielsweise Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten sowie die Organisation der Förderplanung und des gemeinsamen Unterrichts werden auf den nachfolgenden Systemebenen, d.h. in den Schulen und in den Klassenteams, weiter geklärt. Andere Vorgaben der Makroebene werden in den Schulen nicht mehr weiter konkretisiert und bleiben daher allgemein. Schliesslich definieren und organisieren die Schulen und Lehrpersonen in der Praxis die Vorgaben zur Kooperation in Abhängigkeit der vorhandenen Rahmenbedingungen und situationalen Gegebenheiten,
wobei für die unterrichtsbezogene Zusammenarbeit vor allem die Beziehung der
Kooperationspartner:innen entscheidend ist. Für eine Steuerung durch die Mesoebene können ein kooperationsförderliches Schulleitungshandeln sowie institutionalisierte Zusammenarbeitsgefässe mit festgelegten Zeitfensterns als zentrale Gelingensbedingungen genannt werden, wobei deren Potential von den Schulen noch nicht ausgeschöpft wird.
Die Diversität schulischer Beratungsanlässe (u.a. Gerich et al., 2014; Grewe, 2015a; Hertel & Schmitz, 2010) stellt Lehrkräfte vor viele Herausforderungen. Um diesen begegnen zu kön-nen, benötigen sie Beratungskompetenz (u.a. Baumert & Kunter, 2011; Hertel, 2009; Sauer, 2019). Die Zahl der Studien, die sich mit allgemeiner schulischer Beratungskompetenz aus-einandersetzen ist gering (Hertel, 2017), gleichzeitig zeigen erste Befunde die Mehrdimen-sionalität schulischer Beratungskompetenz (Bruder et al., 2010; Bülow, 2018; Gerich et al., 2015; Hertel 2009). Bisher wenig erforscht ist, ob auf Grund der Unterschiedlichkeit in den Beratungsanlässen schulische Beratungskompetenz auch situationsspezifisch zu betrachten bzw. zu modellieren ist. Strasser (2020a) postuliert das Erfordernis spezifischer Kompetenz-facetten bezogen auf die jeweiligen Beratungssituationen. Dies steht in Einklang mit den Ergebnissen der Kompetenzforschung, die zeigen, dass Kompetenzen mehrdimensional und situationsspezifisch zu betrachten sind (u.a. Blömeke et al., 2015) und situationsspezifische Handlungssituationen spezifisches Wissen und Fähigkeiten erfordern (u.a. Buiskool & Broek, 2012).
Eine schulische Beratungssituation, für die ein solches Modell denkbar wäre, stellt die Bera-tung bei hoher Begabung dar. Es handelt sich dabei um eine nicht alltägliche, jedoch rele-vante Beratungssituation (Müller-Oppliger, S., 2021; Nguyen & Sliwka, 2021), die im Beson-deren Grundschullehrkräfte adressiert (Hannig & Koop, 2016; Koop et al., 2015; Rothen-busch, 2016). Ziel dieser Arbeit war es daher, ein situationsspezifisches Modell für die Bera-tungskompetenz von Grundschullehrkräften bei hoher Begabung zu entwickeln und zu vali-dieren. Unter Berücksichtigung theoretischer und empirischer Grundlagen wurde ein 4-dimensionales Modell postuliert, welches die Dimensionen Wissen, Einstellungen und Über-zeugungen, Diagnostische Kompetenz und Beratungskompetenz mit jeweils relevanten Kompetenzfacetten (z. B. Förderung und Charakteristika bei hoher Begabung) einschließt.
Präsentiert werden in dieser Studie die Ergebnisse aus einer Online-Befragung von Grund-schullehrkräften zur Überprüfung des postulierten Modells. Zur Validierung der z. T. eigen-ständig entworfenen Instrumente wurde eine zweite Stichprobe, bestehend aus Schulpsy-cholog*innen und Mitarbeitenden externer Beratungsstellen für hohe Begabung, erhoben. Entsprechend der Mehrdimensionalität des Modells und den Erfordernissen zur Kompe-tenzmessung erfolgten die Erhebung und die anschließenden Auswertungen multimethodal. Konkret wurde ein Wissenstest zur Erhebung der Dimension Wissen eingesetzt, welcher über ein nominales IRT Modell (Bock, 1972) ausgewertet wurde. Die Dimension Einstellun-gen und Überzeugungen wurde anhand persönlicher Einschätzungen in Form eines Fragebo-gens, eines semantischen Differenzials und eines bipolaren Fragebogens operationalisiert. Während die Auswertung des semantischen Differenzials und des Fragebogens zur Selbst-einschätzung über Scores bzw. Mittelwerte erfolgte, wurde der aus Single-Items bestehen-de bipolare Fragebogen über eine latente Klassenanalyse ausgewertet. Die Überprüfung der Dimensionen Diagnostische Kompetenz und Beratungskompetenz erfolgte mittels eines Si-tuational Judgment Tests, ausgewertet über einen Vergleich der Antwortoptionen mit den Bewertungen von Expert*innen. Im Anschluss an die Datenaufbereitung wurde eine Analyse anhand einer Strukturgleichungsmodellierung durchgeführt.
Die Ergebnisse stärken die Annahme, dass die Beratung von Kindern mit hoher Begabung durch Grundschullehrkräfte situationsspezifisch zu betrachten ist. Gleichzeitig zeigten sich Verschiebungen im Vergleich zu allgemeinen Modellen schulischer Beratungskompetenz, die dem postulierten Modell zugrunde gelegt wurden (Gerich et al., 2015). So scheint der Perspektivwechsel nicht einer Diagnostischen Kompetenz immanent zu sein, sondern eine eigene Kompetenzfacette darzustellen. Zudem ergeben sich aufgrund des vorliegenden Er-gebnisses Hinweise auf eine mögliche Existenz weiterer situationsspezifischer Modelle schulischer Beratungskompetenz. Dies hat wiederum Konsequenzen für die Anforderungen in anlassbezogenen Beratungssituationen für Grundschullehrkräfte, die kritisch diskutiert werden müssen und vertiefende Forschung zu situativer Beratungskompetenz implizieren.
Ethische Bildung ist einerseits die Fähigkeit zu begrifflicher Argumentation, Analyse und zur Begründung ethischer Handlungen. In diesem Text argumentiere ich dafür, dass ethische Bildung noch mehr bedeutet. Die zentralen Begriffe dabei sind Herz, Vernunft des Herzens und Herzensbildung. Diese werden in acht Aspekten erläutert: Herzensbildung hat Beziehungen zur Praxis des guten Lebens, zu Weisheit, zur Philosophie des Leibes/des Körpers, zur Spiritualität etc. Vernunft des Herzens ist, so die Schlussthesen, Sinn für das Unverfügbare und Sinn für Kreatürlichkeit.
Erfolgreiches Lernen und damit auch eine erfolgreiche Schulkarriere kann als Grundlage für ein gelingendes Leben in einer Industrienation gesehen werden. Motivation und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen der Lernenden sind dabei wichtige Grundlagen. In einer immer heterogener werdenden Gesellschaft stellt dies besondere Anforderungen an die Lehrenden. Weitere Herausforderungen ergaben sich durch die Schulschließungen im Zuge der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Fernunterricht. Digitale Medien können hilfreich sein, diesen Herausforderungen gerecht zu werden, sowohl im Präsenz-, als auch im Fernunterricht. In dieser kumulativen Dissertation wurden unterschiedliche Forschungsarbeiten veröffentlicht, die sich mit den skizzierten Anforderungen auseinandersetzen. In einem Review-Artikel wurden bisherige Forschungen auf Basis dieser Grundlagen gesucht und erfasst. Weitere Fachartikel, in denen digitale Medien als Lernbegleiter, Lernwerkzeug oder Experimentalwerkzeug eingesetzt wurden, wurden erarbeitet und veröffentlicht. Basis für diese Forschungen waren die Stärkung von Selbstregulation, Motivation und Lernerfolg in heterogenen Lerngruppen der Sekundarstufe I. Teilweise wurden die Forschungsergebnisse im Präsenzunterricht und teilweise im Fernunterricht erarbeitet. Da die Ergebnisse bereits in den publizierten Artikeln vorgestellt wurden, handelt es sich in dieser Dissertation um eine verkürzte Darstellung der Forschungsergebnisse.
Künstlerische Forschung erweitert unser Wissen anders als wissenschaftliche Forschung. Dies trifft analog auch auf eine nichtszientifische philosophische Forschung zu. Die Verwissenschaftlichung der Philosophie hat Vorteile, aber auch Nachteile: So wurde weitgehend die Perspektive der 1. Person verloren. Für eine philosophische Bildung, die mehr sein möchte als Wissenschaftspropädeutik und auch Arbeit an uns selbst, Charakterbildung und transformative Prozesse anzielt, brauchen wir eine Fachphilosophie, die wieder mehr die Perspektive der 1. Person einbezieht. Hier kann die künstlerische Forschung Impulse geben
In diesem Beitrag wird das von der Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung
der Pädagogischen Hochschule Weingarten (AWW) entwickelte
Trainingsprogramm
zur „Ausbildung als Sprachmentor*in am Arbeitsplatz“ vorgestellt.
Das Training befähigt deutschsprachige Mitarbeiter*
innen der teilnehmenden Unternehmen ihre neugewonnenen
Kolleg*innen bei der betrieblichen Integration,
insbesondere beim berufsbezogenen Spracherwerb zu fördern.
Dabei dient der Arbeitsplatz als wertvoller Sprachlernort
und die im Rahmen der beruflichen Tätigkeit auszuführenden
Handlungen als natürliche Sprachförderanlässe.
Im Kontext Schule besteht ein Forschungsbedarf im Bereich Leistungsemotionen von Schüler:inne:n, insbesondere bezüglich der Rechtschreib-Scham. Erwachsene, die ein Leben mit geringer Literalität führen, berichten von schambesetzten (Lern-)Biografien. Die vorliegende Arbeit verfolgt in einem ersten Schritt das Ziel, das Scham-Erleben hinsichtlich der Rechtschreibung, hier als Rechtschreib-Scham definiert, bei Schüler:inne:n mithilfe eines Fragebogens messbar zu machen. Dargestellt werden die Konstruktoperationalisierung und -validierung des latenten Konstrukts Rechtschreib-Scham, das reflektiv operationalisiert und durch ein Modell reliabel und valide erfasst wird. In einem zweiten Schritt erfolgt die Berechnung der Korrelation zwischen Rechtschreib-Scham und Rechtschreib-Leistung bei Neuntklässler:inne:n
Moderne demokratische Gesellschaften setzen Bildung als Grundlage für Teilhabe und Selbstbestimmung voraus. Dem Prozess der Literalisierung kommt dabei eine katalytische Rolle zu. Inwiefern fortschreitende Literalität ihre emanzipatorische und partizipatorische Kraft auch für junge neu zugewanderte Frauen entfalten kann, ist Gegenstand dieser Arbeit. Gefragt wird, inwiefern Literalisierungsprozesse Einfluss nehmen auf die Selbstermächtigung dieser jungen Frauen angesichts neu möglicher Zugänge zu Schriftlichkeit, Bildung und Chancengerechtigkeit. Mittels autobiographisch-narrativer Interviews wurde in sechs Portraits die Situation junger zugewanderter Frauen analysiert. Daraus wurde dann das theoretische Modelle der Literalisierung als Empowerment entwickelt. Dieses hält als zentrales Ergebnis fest: Literalisierung lässt sich als Verstärker, nicht aber als Automatismus hin zu einem Mehr an Empowerment, Urteilskraft und Teilhabe verstehen. Entwickelte Literalität und Bildung tragen wesentlich zu Selbstermächtigung bei. Verstärkende und dämpfende Faktoren treten aber auch quer zueinander auf. Empowerment ist ein vielschichtiger Prozess.
Für das Anliegen einer emanzipatorischen Grundbildung bedeutet das, dass auch für neu zugewanderte junge Frauen Bildungsteilhabe zum Türöffner für ein selbstbestimmtes Leben in einer stark schriftsprachlich orientierten Gesellschaft werden kann. Sprachliche Bildung im Rahmen der Institution Schule leistet dabei einen wichtigen Beitrag. Besonders wenn sie über alle Bildungs- und Jahrgänge hinweg als durchgängig praktiziert und diskriminierungskritisch reflektiert wird.
Wie kann man Verhalten gezielt beeinflussen bzw. verändern? Nach dem Reasoned Action Approach von Fishbein und Ajzen (u.a. 1975, 1985, 2010) sind die Einstellungen eines Menschen ein wesentlicher Ansatzpunkt, um künftiges Verhalten vorherzusagen bzw. darauf einzuwirken. Mit zunehmender Verfügbarkeit und Einsatz von Videos rücken das Medium „Film“ und das Storyformat in den Blick der Forschung, und es zeigt sich, dass Edutainment-Angebote bzgl. gezielter Veränderung von Einstellungen durch (mediale) kommunikative Mittel („Persuasion“) einigen Erfolg vorweisen können. Dieser ist aus Sicht der neueren Persuasionsforschung v.a. auf das narrative Format (im Gegensatz zum rhetorisch-argumentativen) zurückzuführen. Während argumentbasierte Persuasion die intensive gedankliche Auseinandersetzung mit den Inhalten und Argumenten („Elaboration“) erfordert und potentiell Widerstand hervorruft, setzt die Persuasion mit Geschichten darauf, dass sich Rezipient/innen die gezeigten Verhaltensweisen und Einstellungen u.a. über die Erfahrung, in die Geschichte einzutauchen, und die Identifikation mit den Figuren zu eigen machen.
In der Praxis geht Edutainment zuweilen über die Verwendung bloßer Geschichten hinaus und reichert diese mit zusätzlichen expliziten Informationen oder Argumenten an, um die Vorteile beider Formate zu nutzen. Da hier theoretisch verschiedene Persuasionsmechanismen greifen, wurde in dieser experimentellen Studie untersucht, wie videobasierte Informationsangebote mit „synchron-hybridem“ Inhaltsformat – die also videobasierte Geschichten und Argumente parallel darbieten – auf Einstellungen und andere Verhaltensdeterminanten wirken. Dabei wurde im Vergleich mit einem rein narrativen Format (1) die Wirksamkeit des synchron-hybriden Formats geprüft und (2) erstmalig dessen Wirkweise anhand von Modellen Narrativer Persuasion exploriert.
Die Befunde zeigen, dass das synchron-hybride Format signifikant höhere Persuasionswirkung entfaltet in den Bereichen, die die zusätzlichen parallelen Erklärungen inhaltlich abdecken, und dass v.a. Personen mit schlechteren kognitiven Voraussetzungen (z.B. geringe Aufmerksamkeit, wenig Interesse, …) davon profitieren. Die Erkenntnisse zur Wirkweise synchron-hybrider Inhaltsformate geben wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung der Theorie in diesem Bereich, insb. dass eine parallele und komplementäre Verarbeitung von narrativen und nicht-narrativen Inhalten möglich ist, wenn eine geringe inhaltliche Distanz besteht. Zugleich besteht weiterer Forschungsbedarf zur komplexen Rolle von Widerstand und wahrgenommenem sozialem Druck im Persuasionsprozess.