150 Psychologie
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Betriebliche Weiterbildung ist in modernen Großunternehmen als Schlüsselfaktor für den langfristigen Erfolg akzeptiert. Die Durchführungspraxis ist in der Theorie und Praxis gleichermaßen umstritten. Insbesondere die persönlichkeitsorientierten Maßnahmen wie z.B. Führungskräftetrainings zur Führungseinstellung und –orientierung, die eine eher indirekte Auswirkung zeigen, bieten hier eine Angriffsfläche. Der Nutzen ist häufig fragwürdig. Wie kann die Qualität und damit der Nutzen dieser Angebote verbessert werden? Die vorliegende Arbeit möchte hierzu einen Beitrag leisten. Die Idee: Eine in der Praxis vielfach angewendete Methode der Selbstreflexion innerhalb von Weiterbildungsmaßnahmen könnte der Schlüssel zur potenziellen Lernmotivationssteigerung sein. Es handelt sich dabei um den Einsatz von onlinegestützten Persönlichkeitsprofilen, die auf der Grundlage einer im Vorfeld durchgeführten Online-Befragung der Teilnehmer angefertigt werden. Diese Selbstreflexion anhand von konkreten Kompetenz-, Präferenz- und Motivationskategorien steigert die Motivation, sich aktiv an der Veranstaltung zu beteiligen. Komplexe psychische Zusammenhänge können durch eigenes Erleben besser verstanden werden. Gründe für eigene Verhaltensweisen werden nachvollziehbarer. Das Interesse, ähnliche Gesetzmäßigkeiten bei Mitarbeitern, Kollegen oder Vorgesetzten zu entdecken und adäquate Handlungsoptionen zu entwickeln, wird geweckt. Die Nützlichkeit von Kompetenzaufbau wird deutlicher. Weiterhin werden auch die eigenen Wissenslücken offensichtlicher. Diese Motivationssteigerung führt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Lerninhalten und damit zu einem höheren Lernerfolg. In der Arbeit wurde diese Vermutung durch eine empirische Feldstudie innerhalb eines bundesweiten Führungskräfteentwicklungsprogramms eines Großunternehmens mittels eines Kontrollgruppenplans mit Pre- und Posttest untersucht. Weiterhin wurde der Lern- und Transfererfolg dieser Maßnahme durch eine Evaluation erhoben. Dadurch wurden auch Zusammenhänge zwischen den Interventionsauswirkungen und dem Erfolg hergestellt. Insgesamt konnte der oben beschriebene Zusammenhang nicht signifikant bestätigt werden. Es wurden jedoch interessante Erkenntnisse zu Wirkungszusammenhängen und Ableitungen für Forschung und Praxis herausgearbeitet.
Sprache und Intelligenz sind zwei wesentliche menschliche Leistungsbereiche, die einerseits voneinander abzugrenzen sind, andererseits miteinander in Beziehung stehen. Gerade im Vorschulalter verläuft die Entwicklung sehr rasch und es gibt zahlreiche Belege für die Verknüpfung von sprachlicher und allgemein kognitiver Entwicklung (Anderson, 2001; Dodd & Crosbie, 2002; Funke, 2005; Szagun, 2006; Waxman, 2002; Weinert, 2000, 2002, 2004, 2007). Es fehlen jedoch Studien, die die Wechselwirkung zwischen allgemeiner Sprachkompetenz und nonverbaler Intelligenz im Vorschulalter über die Zeit untersuchen. Insbesondere an Entwicklungsauffälligkeiten und anhand von Interventionsmaßnahmen lassen sich die Beziehungen prüfen und beschreiben, weil in einem der Kompetenzbereiche Abweichungen vorliegen bzw. Veränderungen angestrebt werden. In der vorliegenden Arbeit wurden vor dem Hintergrund von Sprachfördermaßnahmen im Programm „Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“ der Baden-Württemberg Stiftung (vormals Landesstiftung Baden-Württemberg) die Entwicklung und Entwicklungszusammenhänge von allgemeiner Sprachkompetenz, phonologischem Arbeitsgedächtnis und nonverbalen Fähigkeiten geprüft. Die drei Kompetenzbereiche wurden mit je einem zentralen, zuverlässigen Maß erfasst: die allgemeine Sprachkompetenz über die Aufgabe des Nachsprechens von Sätzen (Satzgedächtnis), das phonologische Arbeitsgedächtnis über das Nachsprechen von Nichtwörtern (PGN) (beide Untertests aus dem SSV: Grimm, 2003) und die nonverbale Intelligenz mit dem nonverbalen Matrizentest CPM (Bulheller & Häcker, 2002). 411 Kinder wurden in Kindertageseinrichtungen am Beginn und am Ende des ca. neunmonatigen Sprachförderzeitraumes getestet. 318 Kinder nahmen an der Sprachförderung teil, 93 Kinder waren Vergleichskinder. Im Durchschnitt erbrachten die Kinder keine altersangemessenen Leistungen, insbesondere in der allgemeinen Sprachkompetenz blieben sie deutlich unter der Norm. Gleichzeitig blieben die Leistungen über den Untersuchungszeitraum sehr stabil. Bei der Untersuchung der Wechselwirkungen über die Zeit mittels Pfadanalysen zeigte sich, dass lediglich die frühere Sprachkompetenz bedeutsam war für die späteren nonverbalen Intelligenzleistungen, nicht jedoch umgekehrt die frühe nonverbale Intelligenz für die späteren Sprachleistungen. Weiterhin von Bedeutung für das Beziehungsgefüge waren Alter und Mehrsprachigkeit der Kinder. Die Teilnahme an der Sprachförderung wirkte sich indirekt auf die sprachlichen, jedoch nicht auf die Intelligenzleistungen aus. Die Not-Wendigkeit der Förderung in Sprache und Intelligenz bei Kindern mit sprachlichen Defiziten im Vorschulalter wird deutlich.
Auf welches Wissen greifen Lehrende zurück, wenn sie unterrichten? Woran orientieren sie sich? Wie gelangt neues didaktisches Wissen in die Unterrichtspraxis? Diese Fragen berühren das Spannungsfeld von Wissen-schaftswissen und Handlungswissen im Hinblick auf die Lernprozesse lernender Lehrender. In einer über zwei Jahre angelegten Langzeituntersuchung wurden die handlungsleitenden Subjektiven Theorien zum kooperativen Lernen von 14 Pflegelehrerinnen und -lehrern rekonstruiert und modifiziert. Ziel der For-schungsarbeit war es, die Subjektiven Theorien so zu modifizieren, dass sie zur Erweiterung und zum Aufbau von unterrichtlicher Handlungskompetenz in kooperativen Lernumgebungen beitragen. Die Studie orientierte sich grundsätzlich an der Struktur, die im handlungstheoretisch-didaktischen Modell von Diethelm Wahl (2005) entwickelt wurde: (1) Bewusstmachen handlungsleitender Subjektiver Theorien, (2) (Um-)Lernen durch Konfrontation mit Alternativen und Integration neuer Wissensbestandteile und (3) neues Handeln in Gang bringen. Bei allen Lehrenden haben sich in einzigartiger Weise Veränderungen gezeigt, und zwar nicht nur in der Erwei-terung ihres Handlungsrepertoires, sondern auch in der Differenziertheit ihrer Überlegungen. Ebenso zeigt sich, dass sich in bestimmten Bereichen auch das beobachtbare Handeln nachweislich verändert hat. Die Ergebnisse zeigen die Wirksamkeit des handlungstheoretisch fundierten Konzeptes auf. Als Grundlage für die Entwicklung von Weiterbildungskonzepten für Lehrende trägt es dazu bei, handlungsleitendes Wissen und nachhaltige Kom-petenzen zu erwerben, wodurch nicht zuletzt die Qualität des Unterrichtes an Pflegebildungseinrichtungen opti-miert werden kann.
Die vorliegende Untersuchung über Trauerarbeit von Eltern und Geschwistern nach dem Tod eines Schulkindes leistet einen Beitrag, die Situation trauernder Eltern, Geschwister und den beteiligten Schulen darzustellen und hilfreiche sowie weniger hilfreiche Faktoren in der Trauerarbeit aufzuzeigen. Auf der Basis von theoretischen Überlegungen und vier halbstandardisierten Interviews wurden Eltern deutschlandweit befragt. Die Untersuchung beschreibt die Situation von 66 Eltern, 88 Geschwisterkindern und den beteiligten Schulen. Der größte Teil der Ehepartner und Lebenspartner, Familien, Freunde und die Arbeit von Selbsthilfegruppen werden als hilfreich in der Trauerbegleitung erlebt. Auf den Tod eines Mitschülers reagieren betroffene Schulen in der Regel zeitnah und angemessen. Geschwisterkinder zeigen körperlich und seelisch erhebliche Auffälligkeiten nach dem Tod des Bruders oder der Schwester. Nach Angaben der Eltern ist die Schule für Geschwisterkinder in 80 % der Rückmeldungen keine Hilfe. Aus diesen Erkenntnissen leitet sich der Bedarf an weiterer Forschung über die Situation verwaister Eltern, betroffener Geschwisterkinder und Schulen ab.
Evaluation eines Aggressionspräventionsprogramms für die Grundschule: Das Friedensstifter-Training
(2010)
Die vorliegende empirische Untersuchung prüft die Wirkung eines Programmes für Grundschüler, welches Konfliktlösung durch Verhandeln lernen und Mediation vermittelt. Es wird untersucht, ob das Friedensstifter-Training aggressionsreduzierende Wirkung besitzt und welchen Einfluss es auf das prosoziale Verhalten, das psychosoziale Befinden der Schüler und auf das Klassenklima hat. Das Friedensstifter-Training besteht aus vier Teilen und liegt in ausgearbeiteten Unterrichtseinheiten als Lehrerhandbuch vor (Gasteiger Klicpera & Klein, 2006). Im ersten Teil des Trainings geht es darum, was im Rahmen des Friedensstifter-Trainings unter Streit verstanden wird, welche Ziele Konfliktparteien bei Streitereien haben können und welchen Zusammenhang es zwischen diesen Konfliktzielen und dem Verhalten in Konflikten gibt. Im zweiten Teil lernen die Kinder dann die einzelnen Schritte einer Konfliktlösung durch Verhandeln kennen und üben und vertiefen diese solange, bis sie diese Schritte sicher beherrschen. Da man zum Verhandeln einen klaren Kopf braucht, vermittelt der dritte Teil des Friedensstifter-Training Techniken, wie die Kinder besser mit ihren Emotionen umgehen können, vor allem mit ihrer Wut und ihrem Ärger. Im Rahmen des vierten Trainingsteils lernen die Kinder, wie sie anderen Kindern beim Verhandeln helfen können. Dieser Trainingsteil beschäftigt sich mit Techniken der Mediation, z.B. welche Aufgabe ein Mediator hat und wie er bzw. sie sich verhalten sollte. Das Friedensstifter-Training basiert auf der Konflikttheorie von Johnson und Johnson und bezieht Elemente der Sozialen Lerntheorie von Bandura und der Theorie der Sozialen Informationsverarbeitung von Crick und Dodge mit ein. Zudem wird Bezug genommen auf den Ansatz des Sozialen Problemlösens von Shure. Das Training beinhaltet auch Elemente der Mediation. Die empirische Untersuchung erfolgte im Versuchs-Kontrollgruppen-Design an 15 Münchner Grundschulen über einen Zeitraum von zwei Schuljahren. Insgesamt wurden 30 Lehrer und 721 Schüler befragt. Die Befragungen wurden zu vier Messzeitpunkten mittels standardisierten Fragebögen durchgeführt. Erwartet wurde eine aggressionsreduzierende Wirkung des Friedensstifter-Trainings sowie eine Verbesserung des prosozialen Verhaltens bei Schülern der Interventionsklassen verglichen mit dem Verhalten der Schüler der Kontrollklassen. Erwartet wurde zudem auch eine Reduzierung im Ausmaß der Hyperaktivität, der Aufmerksamkeits- und Motivationsprobleme sowie der emotionalen Probleme der Schüler der Interventionsklassen. Bei den auf die Konfliktlösung bezogenen sozialen Fähigkeiten der Schüler der Interventionsklassen wurde eine Verbesserung erwartet, ebenso wie bei der Qualität des Klassenklimas und bei der psychosozialen Befindlichkeit der Schüler. Betrachtet wurde die Verhaltensentwicklung bezüglich der fünf Fragestellungen im Vergleich zwischen Interventions- und Kontrollklassen, im Vergleich der Mädchen der Interventionsklassen mit den Jungen der Interventionsklassen sowie im Vergleich der Interventionssklassen, in denen die Inhalte des Friedensstifter-Trainings langfristig von den Lehrern weiter geübt wurden, mit den Interventionsklassen, in denen die Lehrer dies nicht getan haben. Es zeigt sich, dass vor allem die Jungen der Interventionsklassen vom Friedensstifter-Training profitiert haben. Ihr aggressives Verhalten hat sich reduziert und ihr prosoziales Verhalten hat zugenommen. Die Situation der Mädchen der Interventionsklassen gestaltet sich komplexer. Obwohl das aggressive Verhalten der Mädchen der Interventionsklassen zunahm und ihr prosoziales Verhalten zurückging, gibt es Hinweise darauf, dass auch die Mädchen der Interventionsklassen vom Friedensstifter-Training profitiert haben. Gerade dieser geschlechtsspezifische Effekt liefert wichtige Hinweise für eine zukünftige Weiterentwicklung des Friedensstifter-Trainings. Bei der Frage, wie sich langfristiges Übung und Vertiefen der Friedensstifter-Inhalte auf die Effekte des Trainings auswirkt, zeigte sich deutlich, dass langfristiges Üben und Vertiefen sich durch deutlich positivere Effekte auszahlt, als wenn dies nicht geschieht.
Unter Anwendung eines mehrdimensionalen Ansatzes wird die Aufmerksamkeit und Behaltensleistung in Vorlesungen untersucht. In die Studie einbezogen wurden 385 Studierende einer Päd. Hochschule. Sechs Fallstudien geben einen vertieften Einblick in die Aufmerksamkeitsprozesse. Die Operationalisierung von Aufmerksamkeit erfolgt über die Beobachtung (Life-Daten) sowie über die Innensicht-Perspektive (Questionnaire-Daten). Die Behaltensleistung wurde mit Hilfe eines Posttests erfasst (Recall- und Recognition-Leistungen). Kontrolliert wurden folgende Faktoren: Vorwissen, Verb. Intelligenz, motivationale Konstrukte (Selbstwirksamkeit, Studieninteresse, Thematisches Interesse), Aktivierung, Unterrichtsgestaltung und Elaborationen. Es zeigen sich hoch signifikante Korrelationen zwischen der Innensicht-Perspektive und der Behaltensleistung. Hingegen können nur geringe Zusammenhänge zwischen Beobachtungsdaten und den Daten der Innensicht-Perspektive festgestellt werden. Auf Grund der Fallstudien zeigen sich grosse intra- und interindividuelle Unterschiede in der Aufmerksamkeit und Behaltensleistung. Es ist kein eindeutiger Abfall der Aufmerksamkeit bzw. Behaltensleistung im Verlaufe der Vorlesung festzustellen. Die durchschnittliche Behaltensleistung „Recognition“ beträgt 59%, die Behaltensleistung „Recall“ fällt mit 24% erwartungsgemäss geringer aus. Am meisten Varianz in der abhängigen Variable „Aufmerksamkeit“ wird von den Faktoren „Thematisches Interesse“ und „Elaborationen“ aufgeklärt. Die Faktoren „Vorwissen“, „Thematisches Interesse“, „Verb. Intelligenz“ und „Selbstwirksamkeit“ klären am meisten Varianz in der Behaltensleistung auf. Das Einschieben von Aktiven Verarbeitungsphasen wird von den Studierenden äusserst positiv bewertet. Die Selbsteinschätzung der Aufmerksamkeit fällt in Vorlesungen mit Aktiven Phasen signifikant höher aus als in Vorlesungen ohne Verarbeitungsphasen.