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Wie kann man Verhalten gezielt beeinflussen bzw. verändern? Nach dem Reasoned Action Approach von Fishbein und Ajzen (u.a. 1975, 1985, 2010) sind die Einstellungen eines Menschen ein wesentlicher Ansatzpunkt, um künftiges Verhalten vorherzusagen bzw. darauf einzuwirken. Mit zunehmender Verfügbarkeit und Einsatz von Videos rücken das Medium „Film“ und das Storyformat in den Blick der Forschung, und es zeigt sich, dass Edutainment-Angebote bzgl. gezielter Veränderung von Einstellungen durch (mediale) kommunikative Mittel („Persuasion“) einigen Erfolg vorweisen können. Dieser ist aus Sicht der neueren Persuasionsforschung v.a. auf das narrative Format (im Gegensatz zum rhetorisch-argumentativen) zurückzuführen. Während argumentbasierte Persuasion die intensive gedankliche Auseinandersetzung mit den Inhalten und Argumenten („Elaboration“) erfordert und potentiell Widerstand hervorruft, setzt die Persuasion mit Geschichten darauf, dass sich Rezipient/innen die gezeigten Verhaltensweisen und Einstellungen u.a. über die Erfahrung, in die Geschichte einzutauchen, und die Identifikation mit den Figuren zu eigen machen.
In der Praxis geht Edutainment zuweilen über die Verwendung bloßer Geschichten hinaus und reichert diese mit zusätzlichen expliziten Informationen oder Argumenten an, um die Vorteile beider Formate zu nutzen. Da hier theoretisch verschiedene Persuasionsmechanismen greifen, wurde in dieser experimentellen Studie untersucht, wie videobasierte Informationsangebote mit „synchron-hybridem“ Inhaltsformat – die also videobasierte Geschichten und Argumente parallel darbieten – auf Einstellungen und andere Verhaltensdeterminanten wirken. Dabei wurde im Vergleich mit einem rein narrativen Format (1) die Wirksamkeit des synchron-hybriden Formats geprüft und (2) erstmalig dessen Wirkweise anhand von Modellen Narrativer Persuasion exploriert.
Die Befunde zeigen, dass das synchron-hybride Format signifikant höhere Persuasionswirkung entfaltet in den Bereichen, die die zusätzlichen parallelen Erklärungen inhaltlich abdecken, und dass v.a. Personen mit schlechteren kognitiven Voraussetzungen (z.B. geringe Aufmerksamkeit, wenig Interesse, …) davon profitieren. Die Erkenntnisse zur Wirkweise synchron-hybrider Inhaltsformate geben wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung der Theorie in diesem Bereich, insb. dass eine parallele und komplementäre Verarbeitung von narrativen und nicht-narrativen Inhalten möglich ist, wenn eine geringe inhaltliche Distanz besteht. Zugleich besteht weiterer Forschungsbedarf zur komplexen Rolle von Widerstand und wahrgenommenem sozialem Druck im Persuasionsprozess.
Die Diversität schulischer Beratungsanlässe (u.a. Gerich et al., 2014; Grewe, 2015a; Hertel & Schmitz, 2010) stellt Lehrkräfte vor viele Herausforderungen. Um diesen begegnen zu kön-nen, benötigen sie Beratungskompetenz (u.a. Baumert & Kunter, 2011; Hertel, 2009; Sauer, 2019). Die Zahl der Studien, die sich mit allgemeiner schulischer Beratungskompetenz aus-einandersetzen ist gering (Hertel, 2017), gleichzeitig zeigen erste Befunde die Mehrdimen-sionalität schulischer Beratungskompetenz (Bruder et al., 2010; Bülow, 2018; Gerich et al., 2015; Hertel 2009). Bisher wenig erforscht ist, ob auf Grund der Unterschiedlichkeit in den Beratungsanlässen schulische Beratungskompetenz auch situationsspezifisch zu betrachten bzw. zu modellieren ist. Strasser (2020a) postuliert das Erfordernis spezifischer Kompetenz-facetten bezogen auf die jeweiligen Beratungssituationen. Dies steht in Einklang mit den Ergebnissen der Kompetenzforschung, die zeigen, dass Kompetenzen mehrdimensional und situationsspezifisch zu betrachten sind (u.a. Blömeke et al., 2015) und situationsspezifische Handlungssituationen spezifisches Wissen und Fähigkeiten erfordern (u.a. Buiskool & Broek, 2012).
Eine schulische Beratungssituation, für die ein solches Modell denkbar wäre, stellt die Bera-tung bei hoher Begabung dar. Es handelt sich dabei um eine nicht alltägliche, jedoch rele-vante Beratungssituation (Müller-Oppliger, S., 2021; Nguyen & Sliwka, 2021), die im Beson-deren Grundschullehrkräfte adressiert (Hannig & Koop, 2016; Koop et al., 2015; Rothen-busch, 2016). Ziel dieser Arbeit war es daher, ein situationsspezifisches Modell für die Bera-tungskompetenz von Grundschullehrkräften bei hoher Begabung zu entwickeln und zu vali-dieren. Unter Berücksichtigung theoretischer und empirischer Grundlagen wurde ein 4-dimensionales Modell postuliert, welches die Dimensionen Wissen, Einstellungen und Über-zeugungen, Diagnostische Kompetenz und Beratungskompetenz mit jeweils relevanten Kompetenzfacetten (z. B. Förderung und Charakteristika bei hoher Begabung) einschließt.
Präsentiert werden in dieser Studie die Ergebnisse aus einer Online-Befragung von Grund-schullehrkräften zur Überprüfung des postulierten Modells. Zur Validierung der z. T. eigen-ständig entworfenen Instrumente wurde eine zweite Stichprobe, bestehend aus Schulpsy-cholog*innen und Mitarbeitenden externer Beratungsstellen für hohe Begabung, erhoben. Entsprechend der Mehrdimensionalität des Modells und den Erfordernissen zur Kompe-tenzmessung erfolgten die Erhebung und die anschließenden Auswertungen multimethodal. Konkret wurde ein Wissenstest zur Erhebung der Dimension Wissen eingesetzt, welcher über ein nominales IRT Modell (Bock, 1972) ausgewertet wurde. Die Dimension Einstellun-gen und Überzeugungen wurde anhand persönlicher Einschätzungen in Form eines Fragebo-gens, eines semantischen Differenzials und eines bipolaren Fragebogens operationalisiert. Während die Auswertung des semantischen Differenzials und des Fragebogens zur Selbst-einschätzung über Scores bzw. Mittelwerte erfolgte, wurde der aus Single-Items bestehen-de bipolare Fragebogen über eine latente Klassenanalyse ausgewertet. Die Überprüfung der Dimensionen Diagnostische Kompetenz und Beratungskompetenz erfolgte mittels eines Si-tuational Judgment Tests, ausgewertet über einen Vergleich der Antwortoptionen mit den Bewertungen von Expert*innen. Im Anschluss an die Datenaufbereitung wurde eine Analyse anhand einer Strukturgleichungsmodellierung durchgeführt.
Die Ergebnisse stärken die Annahme, dass die Beratung von Kindern mit hoher Begabung durch Grundschullehrkräfte situationsspezifisch zu betrachten ist. Gleichzeitig zeigten sich Verschiebungen im Vergleich zu allgemeinen Modellen schulischer Beratungskompetenz, die dem postulierten Modell zugrunde gelegt wurden (Gerich et al., 2015). So scheint der Perspektivwechsel nicht einer Diagnostischen Kompetenz immanent zu sein, sondern eine eigene Kompetenzfacette darzustellen. Zudem ergeben sich aufgrund des vorliegenden Er-gebnisses Hinweise auf eine mögliche Existenz weiterer situationsspezifischer Modelle schulischer Beratungskompetenz. Dies hat wiederum Konsequenzen für die Anforderungen in anlassbezogenen Beratungssituationen für Grundschullehrkräfte, die kritisch diskutiert werden müssen und vertiefende Forschung zu situativer Beratungskompetenz implizieren.
Die vorliegende Forschungsarbeit untersucht in einem Quasiexperiment, inwiefern die Methodenkompetenz von Studierenden im Bereich der Lernstrategien und diejenige der Lehrenden im Bereich des didaktischen Handelns durch proximale Faktoren einer Lernumgebung gefördert werden können. Theoretisch orientiert sich die Arbeit an hierarchisch sequentiellen Handlungstheorien, einem erweiterten Rubikonmodell, verschiedenen Wissens- und Transfertheorien und dem Forschungsprogramm subjektiver Theorien. Die zweijährige Intervention wendet bei beiden Probandengruppen – bei Lehrenden und Lernenden - das Veränderungsmodell von Wahl an. Die Untersuchung ist in der höheren Berufsbildung der Schweiz in einer höheren Fachschule für Technik situiert. Die Variation der proximalen Lernumgebungsfaktoren der Studierenden erfolgt über die Versuchsgruppe mit integriertem Methodencurriculum. Die drei Kontrollgruppen erhielten eine Förderung der Lernstrategien in einem Fach, ein extracurriculares Training sowie keine Intervention. Die Messung der Lernkompetenz erfolgte mittels eines retrosprektiven Lernstrategiefragebogens von Wild und Schiefele. Die Untersuchungsgruppe der Lehrpersonen erhielt eine transferorientierte Lernumgebung in Form einer didaktischen Ausbildung mit qualifizierendem Charakter. Die Erfassung der verschiedenen Ebenen von Methodenkompetenz der Lehrpersonen erfolgte mit niedrig inferenter Videographie, hochinferentem Expertenurteil, einem Evaluationsfragebogen für Studierende zum Unterrichtsverhalten der Lehrperson und einem schulinternen Fragebogen zur Unterrichtszufriedenheit. Die Ergebnisse bei der Untersuchungsgruppe der Lehrpersonen zeigten Signifikanzen in der Reduktion der Plenumszeit, der Zunahme individueller und kooperativer Lernarbeit, der höheren Methodenvielfalt, dem höheren Strukturierungsgrad, der Veränderung von wissensvermittelndem zu wissenserarbeitendem Unterricht sowie in der Erhöhung der Unterrichtszufriedenheit der Studierenden. In Übereinstimmung mit der aktuellen Forschungslage konnte die Wirkungslosigkeit von extracurricularem Lernstrategietraining sowie vom Einfluss der reinen Studiumsdauer beobachtet werden. Während die in allen Fächern integrierte Lernstrategieförderung nur eine schwach signifikante Steigerung bewirkte, ergab jedoch die in nur einem Fach geförderte und geforderte Lernstrategieanwendung eine überraschend hochsignifikante Abnahme derselben.
Ausgangspunkt ist die philosophische Betrachtung der Ästhetik, die durch den Begriff der ästhetischen Bildung für die Schule konkretisiert wird. Die ästhetische Bildung wird als ein Lebensweltbereich der Identitätsforschung beschrieben, der in den Einzeldimensionen der Persönlichkeit untersucht werden kann. Theaterpädagogik wird als bildender Prozess beschrieben und Lernchancen für Jugendliche werden formuliert. In einer empirischen Untersuchung werden die Auswirkungen einer theaterpädagogischen Unterrichtseinheit nach dem SAFARI-Modell auf die Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen einer siebten Hauptschulklasse quantitativ untersucht.
Auf welches Wissen greifen Lehrende zurück, wenn sie unterrichten? Woran orientieren sie sich? Wie gelangt neues didaktisches Wissen in die Unterrichtspraxis? Diese Fragen berühren das Spannungsfeld von Wissen-schaftswissen und Handlungswissen im Hinblick auf die Lernprozesse lernender Lehrender. In einer über zwei Jahre angelegten Langzeituntersuchung wurden die handlungsleitenden Subjektiven Theorien zum kooperativen Lernen von 14 Pflegelehrerinnen und -lehrern rekonstruiert und modifiziert. Ziel der For-schungsarbeit war es, die Subjektiven Theorien so zu modifizieren, dass sie zur Erweiterung und zum Aufbau von unterrichtlicher Handlungskompetenz in kooperativen Lernumgebungen beitragen. Die Studie orientierte sich grundsätzlich an der Struktur, die im handlungstheoretisch-didaktischen Modell von Diethelm Wahl (2005) entwickelt wurde: (1) Bewusstmachen handlungsleitender Subjektiver Theorien, (2) (Um-)Lernen durch Konfrontation mit Alternativen und Integration neuer Wissensbestandteile und (3) neues Handeln in Gang bringen. Bei allen Lehrenden haben sich in einzigartiger Weise Veränderungen gezeigt, und zwar nicht nur in der Erwei-terung ihres Handlungsrepertoires, sondern auch in der Differenziertheit ihrer Überlegungen. Ebenso zeigt sich, dass sich in bestimmten Bereichen auch das beobachtbare Handeln nachweislich verändert hat. Die Ergebnisse zeigen die Wirksamkeit des handlungstheoretisch fundierten Konzeptes auf. Als Grundlage für die Entwicklung von Weiterbildungskonzepten für Lehrende trägt es dazu bei, handlungsleitendes Wissen und nachhaltige Kom-petenzen zu erwerben, wodurch nicht zuletzt die Qualität des Unterrichtes an Pflegebildungseinrichtungen opti-miert werden kann.
Technologiegestütztes Lernen spielt auf allen Ebenen des Bildungswesens eine immer größere Rolle. Der Einsatz von computergestützten Lernumgebungen und der durch ihre Nutzung entstehenden Daten eröffnen vielfältige Möglichkeiten, um Lernangebote durch Personalisierung und individualisiertes Feedback auf die Bedürfnisse der Lernenden auszurichten. Insbesondere zur Entwicklung von komplexen, prozessbezogenen Kompetenzen sind solche auf den individuellen Lernprozess ausgerichteten Lernumgebungen notwendig.
Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, nach welchen Gestaltungsprinzipien eine computergestützte Lernumgebung aufgebaut sein muss, um Studierende bei der Bearbeitung von prozessbezogenen Lernaufgaben individuell zu unterstützen und zu fördern. Im Rahmen eines entwicklungsorientierten Forschungsansatzes (Design-Based Research) wurde hierzu ein Architekturmodell entwickelt, das prototypisch umgesetzt und in mehreren iterativen Entwicklungszyklen im Hochschulkontext eingesetzt und evaluiert wurde. Das Architekturmodell umfasst im Wesentlichen zwei Komponenten: Lernprogramme mit semi-automatischem Assessment zur schrittweisen Bearbeitung von prozessbezogenen Lernaufgaben und eine Learning-Analytics-Infrastruktur zur Aufzeichnung und Auswertung der stattgefundenen Lösungsprozesse. Durch das Zusammenspiel von automatischen und manuellen Analysen auf verschiedenen Ebenen des Architekturmodells, lässt sich mit dem vorgeschlagenen System ein umfassender formativer Assessmentprozess in der Hochschullehre umsetzen.
Durch den erfolgreichen Einsatz eines prototypisch umgesetzten Lernprogramms mit semi-automatischem Assessment und der Learning-Analytics-Infrastruktur in drei Hochschul-veranstaltungen konnte die Praktikabilität und die Umsetzbarkeit des vorgeschlagenen Ansatzes gezeigt werden. Eine Befragung der teilnehmenden Studierenden sowie die Auswertung der im Rahmen der Evaluation automatisch aufgezeichneten Lerndaten in Bezug auf die beobachtete Nutzungshäufigkeit des Lernprogramms und die Nutzungsintensität der prozessbezogenen Rückmeldungen belegen die Akzeptanz dieses Unterstützungsangebots bei der selbständigen Aufgabenbearbeitung. Weiterführende Analysen der Lerndaten zeigten, dass durch statistische Auswertungen der Prozessaufzeichnungen kritische Punkte im Lösungsprozess erkannt werden können. Diese Punkte liefern Hinweise darauf, wann zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um den Lernprozess zu unterstützen. Die an der Evaluation beteiligten Lehrenden bewerten den Einsatz von Lernprogrammen mit semi-automatischem Assessment und deren Einbindung in eine Learning-Analytics-Infrastruktur vorteilhaft und sehen sowohl in den Lernprogrammen als auch in den Auswertungen der aufgezeichneten Lerndaten einen didaktischen Mehrwert.
Mit der Übertragung des vorgeschlagenen Modells auf ein weiteres Anwendungsgebiet wurde gezeigt, dass sich das Modell als allgemeingültiger Ansatz für die prozessorientierte Lernunterstützung im Hochschulkontext eignet. Insgesamt wird mit dem vorgeschlagenen Modell aufgezeigt, wie eine innovative Lernumgebung und –infrastruktur aussehen kann, in der computergestütztes Assessment, Methoden aus dem Bereich Learning Analytics und menschliche Expertise kombiniert werden, um Studierende individuell und prozessorientiert zu unterstützen.
Erfolgreiches Lernen und damit auch eine erfolgreiche Schulkarriere kann als Grundlage für ein gelingendes Leben in einer Industrienation gesehen werden. Motivation und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen der Lernenden sind dabei wichtige Grundlagen. In einer immer heterogener werdenden Gesellschaft stellt dies besondere Anforderungen an die Lehrenden. Weitere Herausforderungen ergaben sich durch die Schulschließungen im Zuge der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Fernunterricht. Digitale Medien können hilfreich sein, diesen Herausforderungen gerecht zu werden, sowohl im Präsenz-, als auch im Fernunterricht. In dieser kumulativen Dissertation wurden unterschiedliche Forschungsarbeiten veröffentlicht, die sich mit den skizzierten Anforderungen auseinandersetzen. In einem Review-Artikel wurden bisherige Forschungen auf Basis dieser Grundlagen gesucht und erfasst. Weitere Fachartikel, in denen digitale Medien als Lernbegleiter, Lernwerkzeug oder Experimentalwerkzeug eingesetzt wurden, wurden erarbeitet und veröffentlicht. Basis für diese Forschungen waren die Stärkung von Selbstregulation, Motivation und Lernerfolg in heterogenen Lerngruppen der Sekundarstufe I. Teilweise wurden die Forschungsergebnisse im Präsenzunterricht und teilweise im Fernunterricht erarbeitet. Da die Ergebnisse bereits in den publizierten Artikeln vorgestellt wurden, handelt es sich in dieser Dissertation um eine verkürzte Darstellung der Forschungsergebnisse.
Die vorliegende Dissertation setzt sich mit dem Thema Migration als Herausforderung für schulische Bildung in Deutschland und Italien auseinander. Ziel der Arbeit ist es, die Kenntnisse über die Identität und die Wünsche hinsichtlich Schule und dem dazugehörigen Umfeld von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu vertiefen. In Italien sind dies hauptsächlich Schüler aus China, Albanien und Rumänien, in Deutschland Jugendliche mit diversen Migrationshintergründen. Hierzu werden als Erstes wesentliche Themenfelder der Migration herausgearbeitet, die einen Bezug zur Schule aufweisen wie Bildung und Schulerfolg der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Integration, Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund, interkulturelle Erziehung. Das Ziel der Verfasserin ist darüber hinaus, aufzuzeigen, wie Jugendliche mit Migrationshintergrund über den Zusammenhang von Migration und Bildung in Deutschland bzw. Italien kommunizieren und welche Chancen und Herausforderungen sie dabei sehen. Das Forschungsdesign hat sich auf Schulen in der Mitte und im Südwesten Süddeutschlands und auf eine Region in Mittelitalien konzentriert. In beiden Regionen sind Gruppendiskussionen in je zehn Schulen durchgeführt worden, die inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Von diesen insgesamt 20 Gruppendiskussionen wurden 13 transkribiert und zwölf für eine Auswertung berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund aufgrund günstiger Akkulturationsverläufe (Kenntnisse verschiedener Fremdsprachen und Kulturen) guten Schulerfolg in der italienischen bzw. deutschen Schule erreichen können. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen diese Schüler von ihren Lehrern, den schulischen Institutionen und der Gesellschaft akzeptiert und auch unterstützt werden. Das in diesen Schülern verborgene interkulturelle Kapital sollte erkannt und gefördert werden.
Sprache und Intelligenz sind zwei wesentliche menschliche Leistungsbereiche, die einerseits voneinander abzugrenzen sind, andererseits miteinander in Beziehung stehen. Gerade im Vorschulalter verläuft die Entwicklung sehr rasch und es gibt zahlreiche Belege für die Verknüpfung von sprachlicher und allgemein kognitiver Entwicklung (Anderson, 2001; Dodd & Crosbie, 2002; Funke, 2005; Szagun, 2006; Waxman, 2002; Weinert, 2000, 2002, 2004, 2007). Es fehlen jedoch Studien, die die Wechselwirkung zwischen allgemeiner Sprachkompetenz und nonverbaler Intelligenz im Vorschulalter über die Zeit untersuchen. Insbesondere an Entwicklungsauffälligkeiten und anhand von Interventionsmaßnahmen lassen sich die Beziehungen prüfen und beschreiben, weil in einem der Kompetenzbereiche Abweichungen vorliegen bzw. Veränderungen angestrebt werden. In der vorliegenden Arbeit wurden vor dem Hintergrund von Sprachfördermaßnahmen im Programm „Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“ der Baden-Württemberg Stiftung (vormals Landesstiftung Baden-Württemberg) die Entwicklung und Entwicklungszusammenhänge von allgemeiner Sprachkompetenz, phonologischem Arbeitsgedächtnis und nonverbalen Fähigkeiten geprüft. Die drei Kompetenzbereiche wurden mit je einem zentralen, zuverlässigen Maß erfasst: die allgemeine Sprachkompetenz über die Aufgabe des Nachsprechens von Sätzen (Satzgedächtnis), das phonologische Arbeitsgedächtnis über das Nachsprechen von Nichtwörtern (PGN) (beide Untertests aus dem SSV: Grimm, 2003) und die nonverbale Intelligenz mit dem nonverbalen Matrizentest CPM (Bulheller & Häcker, 2002). 411 Kinder wurden in Kindertageseinrichtungen am Beginn und am Ende des ca. neunmonatigen Sprachförderzeitraumes getestet. 318 Kinder nahmen an der Sprachförderung teil, 93 Kinder waren Vergleichskinder. Im Durchschnitt erbrachten die Kinder keine altersangemessenen Leistungen, insbesondere in der allgemeinen Sprachkompetenz blieben sie deutlich unter der Norm. Gleichzeitig blieben die Leistungen über den Untersuchungszeitraum sehr stabil. Bei der Untersuchung der Wechselwirkungen über die Zeit mittels Pfadanalysen zeigte sich, dass lediglich die frühere Sprachkompetenz bedeutsam war für die späteren nonverbalen Intelligenzleistungen, nicht jedoch umgekehrt die frühe nonverbale Intelligenz für die späteren Sprachleistungen. Weiterhin von Bedeutung für das Beziehungsgefüge waren Alter und Mehrsprachigkeit der Kinder. Die Teilnahme an der Sprachförderung wirkte sich indirekt auf die sprachlichen, jedoch nicht auf die Intelligenzleistungen aus. Die Not-Wendigkeit der Förderung in Sprache und Intelligenz bei Kindern mit sprachlichen Defiziten im Vorschulalter wird deutlich.