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Wie kann man Verhalten gezielt beeinflussen bzw. verändern? Nach dem Reasoned Action Approach von Fishbein und Ajzen (u.a. 1975, 1985, 2010) sind die Einstellungen eines Menschen ein wesentlicher Ansatzpunkt, um künftiges Verhalten vorherzusagen bzw. darauf einzuwirken. Mit zunehmender Verfügbarkeit und Einsatz von Videos rücken das Medium „Film“ und das Storyformat in den Blick der Forschung, und es zeigt sich, dass Edutainment-Angebote bzgl. gezielter Veränderung von Einstellungen durch (mediale) kommunikative Mittel („Persuasion“) einigen Erfolg vorweisen können. Dieser ist aus Sicht der neueren Persuasionsforschung v.a. auf das narrative Format (im Gegensatz zum rhetorisch-argumentativen) zurückzuführen. Während argumentbasierte Persuasion die intensive gedankliche Auseinandersetzung mit den Inhalten und Argumenten („Elaboration“) erfordert und potentiell Widerstand hervorruft, setzt die Persuasion mit Geschichten darauf, dass sich Rezipient/innen die gezeigten Verhaltensweisen und Einstellungen u.a. über die Erfahrung, in die Geschichte einzutauchen, und die Identifikation mit den Figuren zu eigen machen.
In der Praxis geht Edutainment zuweilen über die Verwendung bloßer Geschichten hinaus und reichert diese mit zusätzlichen expliziten Informationen oder Argumenten an, um die Vorteile beider Formate zu nutzen. Da hier theoretisch verschiedene Persuasionsmechanismen greifen, wurde in dieser experimentellen Studie untersucht, wie videobasierte Informationsangebote mit „synchron-hybridem“ Inhaltsformat – die also videobasierte Geschichten und Argumente parallel darbieten – auf Einstellungen und andere Verhaltensdeterminanten wirken. Dabei wurde im Vergleich mit einem rein narrativen Format (1) die Wirksamkeit des synchron-hybriden Formats geprüft und (2) erstmalig dessen Wirkweise anhand von Modellen Narrativer Persuasion exploriert.
Die Befunde zeigen, dass das synchron-hybride Format signifikant höhere Persuasionswirkung entfaltet in den Bereichen, die die zusätzlichen parallelen Erklärungen inhaltlich abdecken, und dass v.a. Personen mit schlechteren kognitiven Voraussetzungen (z.B. geringe Aufmerksamkeit, wenig Interesse, …) davon profitieren. Die Erkenntnisse zur Wirkweise synchron-hybrider Inhaltsformate geben wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung der Theorie in diesem Bereich, insb. dass eine parallele und komplementäre Verarbeitung von narrativen und nicht-narrativen Inhalten möglich ist, wenn eine geringe inhaltliche Distanz besteht. Zugleich besteht weiterer Forschungsbedarf zur komplexen Rolle von Widerstand und wahrgenommenem sozialem Druck im Persuasionsprozess.
Ausgangspunkt ist die philosophische Betrachtung der Ästhetik, die durch den Begriff der ästhetischen Bildung für die Schule konkretisiert wird. Die ästhetische Bildung wird als ein Lebensweltbereich der Identitätsforschung beschrieben, der in den Einzeldimensionen der Persönlichkeit untersucht werden kann. Theaterpädagogik wird als bildender Prozess beschrieben und Lernchancen für Jugendliche werden formuliert. In einer empirischen Untersuchung werden die Auswirkungen einer theaterpädagogischen Unterrichtseinheit nach dem SAFARI-Modell auf die Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen einer siebten Hauptschulklasse quantitativ untersucht.
Die Arbeit fokussiert die Lern- und Leistungsmotivation angehender Lehrerinnen und Lehrer im Primarstufenbereich. Die zentrale Forschungsfrage lautet: wie werden innerhalb des Lehr- und Lernmodells ABC 3plus angestrebten Lernprozesse, die getragen werden von der Idee des Selbstregulierten Lernens, von den Studierenden in Bezug auf ihre Lern- und Leistungsmotivation wahrgenommen und rekonstruiert? Ausgangspunkt für die Studie ist das Pilotprojekt ABC 3plus, welches den Lehramtsstudierenden die Möglichkeit bieten soll, einen umfassenden professionellen Habitus auszubilden. Dieser wird vor dem Theoriehintergrund des systemtheoretischen Konstruktivismus, dem Ansatz zum Selbstregulierten Lernen und einem Professionstheorem dargelegt.
Das vorliegende Untersuchungsdesign erstreckt sich als Langzeitstudie über sechs Semester. Dies entspricht der gesamten Ausbildungszeit für den Studiengang Lehramt an Volksschulen bzw. Sonderschulen. Im Rahmen der triangulativ angelegten Studie werden für die qualitative Erhebung, an drei Messzeitpunkten Gruppendiskussionen mit den Studierenden der Pilotgruppe durchgeführt. Diese werden nach der Dokumentarischen Methode ausgewertet. Für die quantitative Erhebung werden, ebenfalls an den drei Messzeitpunkten, Lehramtsstudierende zu ihrer Lern- und Leistungsmotivation befragt. Die Ergebnisse aus dieser empirischen Studie geben Antworten auf relevante Fragen, die sich in der Lehrer/innenausbildung stellen. Im Besonderen zeigt sich, dass das Erfahren von Resonanzräumen im Studium wesentlich zur Lern- und Leistungsmotivation beiträgt. Das Schaffen von Möglichkeiten, in denen sich die Studierenden in ihrem professionellen Habitus wahrgenommen erleben, über sich und ihre Handlungen reflektieren können sowie ein Feedback über ihre Handlungen erhalten, ist laut den Ergebnissen der Studie relevant für ihre Professionalisierung. Außerdem verdeutlichen die Ergebnisse, dass die Übernahme von Verantwortung, wie sie im Rahmen von Citizenship Learning möglich ist, einer Begleitung bedarf, dass sie als sinnhaft für das eigene professionelle Handeln erkannt wird. Darin ist auch ein tertiärer Bildungsauftrag an der Pädagogischen Hochschule zu sehen. Eine weitere Erkenntnis der Studie ist relevant für die Schulpraktischen Studien. Sie nehmen aus Sicht der Lehramtsstudierenden den höchsten Stellenwert im Studium ein. Aus diesem Grund widmet sich die Arbeit zentral dem Aspekt des Theorie-Praxis-Transfers, da gerade dieser auch curricular das berufsfeldbezogene Studium stark charakterisiert. In der Gesamtschau der Arbeit nimmt des
Weiteren das Selbstregulierte Lernen einen wesentlichen Stellenwert ein, da die Studierenden sich über diese Lernform als autonom erleben können und damit das Studium als einen umfassenden Bildungsprozess erfahren.
Zahlreiche Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass Schüler beim Verstehen des Begriffes Energie Schwierigkeiten haben. Es wird ein Unterrichtskonzept vorgestellt, welches entsprechend der ,,Energiequadriga‘‘ von R. Duit (1986) die Energieaspekte Konzeptualisierung von Energie, Energietransport, Energieumwandlung, Energieerhaltung und Energieentwertung beinhalten. Eine umfangreiche Literaturrecherche hat ergeben, dass dieser Unterrichtsansatz noch nicht wissenschaftlich untersucht worden ist. Ein Ziel der vorliegenden Studie ist es herauszufinden, ob dieser Ansatz Vorteile für das Verständnis der Schüler zum Energiebegriff in der Wärmelehre bringt. In dieser Studie wird eine neu entwickelte Unterrichtsequenz vorgestellt, welche auf diesem didaktischen Ansatz und einer weiteren didaktischen Analyse der bisher durchgeführten Studien beruht. Daran schließen sich die Darstellung der Untersuchungsmethoden und der daraus gewonnen Ergebnisse an. Der Lernerfolg einer Testgruppe, die nach dem neuen Unterrichtskonzept unterrichtet wurde, und der Lernerfolg einer Kontrollgruppe, die nach dem bisherigen Lehrplan unterrichtet wurde, werden mit einander verglichen. Die zugehörige Evaluation zeigt, dass das Verständnis der Schüler für energetische und thermodynamische Alltagsphänomene besser ist, wenn sie den physikalischen Begriff ,,Wärme‘‘ in die Begriffe ,,thermische Energie‘‘ und ,,Entropie‘‘ aufteilen.
Unter Anwendung eines mehrdimensionalen Ansatzes wird die Aufmerksamkeit und Behaltensleistung in Vorlesungen untersucht. In die Studie einbezogen wurden 385 Studierende einer Päd. Hochschule. Sechs Fallstudien geben einen vertieften Einblick in die Aufmerksamkeitsprozesse. Die Operationalisierung von Aufmerksamkeit erfolgt über die Beobachtung (Life-Daten) sowie über die Innensicht-Perspektive (Questionnaire-Daten). Die Behaltensleistung wurde mit Hilfe eines Posttests erfasst (Recall- und Recognition-Leistungen). Kontrolliert wurden folgende Faktoren: Vorwissen, Verb. Intelligenz, motivationale Konstrukte (Selbstwirksamkeit, Studieninteresse, Thematisches Interesse), Aktivierung, Unterrichtsgestaltung und Elaborationen. Es zeigen sich hoch signifikante Korrelationen zwischen der Innensicht-Perspektive und der Behaltensleistung. Hingegen können nur geringe Zusammenhänge zwischen Beobachtungsdaten und den Daten der Innensicht-Perspektive festgestellt werden. Auf Grund der Fallstudien zeigen sich grosse intra- und interindividuelle Unterschiede in der Aufmerksamkeit und Behaltensleistung. Es ist kein eindeutiger Abfall der Aufmerksamkeit bzw. Behaltensleistung im Verlaufe der Vorlesung festzustellen. Die durchschnittliche Behaltensleistung „Recognition“ beträgt 59%, die Behaltensleistung „Recall“ fällt mit 24% erwartungsgemäss geringer aus. Am meisten Varianz in der abhängigen Variable „Aufmerksamkeit“ wird von den Faktoren „Thematisches Interesse“ und „Elaborationen“ aufgeklärt. Die Faktoren „Vorwissen“, „Thematisches Interesse“, „Verb. Intelligenz“ und „Selbstwirksamkeit“ klären am meisten Varianz in der Behaltensleistung auf. Das Einschieben von Aktiven Verarbeitungsphasen wird von den Studierenden äusserst positiv bewertet. Die Selbsteinschätzung der Aufmerksamkeit fällt in Vorlesungen mit Aktiven Phasen signifikant höher aus als in Vorlesungen ohne Verarbeitungsphasen.
Wie müssen schulische Rahmenbedingungen zur Unterstützung von Lehrkräften gestaltet werden, damit innovative Lernarrangements dauerhaft im Sachunterricht eingesetzt werden? Dieser und weiteren Fragestellungen wird in der vorliegenden Teilstudie des Forschungsprojektes Innovation naturwissenschaftlich-technischer Bildung in Grundschulen der Region Bodensee (INTeB) nachgegangen. Innerhalb des Projektes wurde ein mobiles Lernarrangement zum Thema Fliegen weiterentwickelt, um die naturwissenschaftlich-technische Interessens- und Wissensbildung von Kindern und Lehrkräften im Primarbereich der Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz zu fördern. Der Einsatz des mobilen, geöffneten, experimentellen Lernarrangements Fliegen ist mit Fortbildung und Coaching-Elementen gekoppelt. Soll eine neue Lernumgebung wie das mobile Lernarrangement an Schulen etabliert werden, so muss zunächst geklärt werden, welche institutionellen und individuellen Bedingungen an der Einzelschule vorherrschen und wie Lehrkräfte diese interpretieren.
Die Unterrichtsforschung (vgl. z.B. Helmke, 2009) betont die Rolle von Kontextbedingungen für Unterricht. Die Personale Systemtheorie (vgl. König/Volmer, 2005) ermöglicht eine Ausdifferenzierung einzelner Bereiche. Für diese Ausdifferenzierung schulischer Rahmenbedingungen wurde in der vorliegenden Studie ein Modell im Rahmen der Personalen Systemtheorie entwickelt. Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit liegt darin, die personal-systemtheoretischen Bedingungen als Voraussetzung nachhaltiger Wirkung einer innovativen Lernumgebung wie dem mobilen Lernarrangement Fliegen aus Sicht der Lehrkräfte zu identifizieren und somit den dauerhaften Einsatz zu unterstützen.
Die schulspezifischen Bedingungen in den drei beteiligten Ländern werden von 45 Lehrkräften in Konstruktinterviews (vgl. König/Volmer, 2005) thematisiert. Die Daten wurden qualitativ inhaltsanalytisch (vgl. Mayring, 2010) aufgearbeitet, konsensuell kodiert (vgl. u.a. Reinhoffer, 2008) und computerunterstützt ausgewertet. Deduktiv nach der Personalen Systemtheorie strukturierte Kategorien wurden induktiv ausdifferenziert.
Die Befunde der vorliegenden Arbeit zeigen die institutionellen und individuellen Bedingungen – mit ihren Wirkrichtungen als unterstützende beziehungsweise hemmende Faktoren – als Voraussetzung für den Einsatz des mobilen Lernarrangements Fliegen auf. Ausgehend von bisher isoliert betrachteten Einflussfaktoren liegt die Besonderheit dieser Arbeit in der Gesamtbetrachtung personal-systemtheoretischer Faktoren und ihren Wirkungsweisen. Ein Vergleich individueller Deutungen und Begründungen für einen Einsatz beziehungsweise Nicht-Einsatz des mobilen Lernarrangements ermöglichte Lehrertypen zu identifizieren und eine Vier-Felder-Matrix zu generieren.
Neben einer inhaltlichen und theoretischen Diskussion der Ergebnisse aus der Studie wird auch das methodische Verfahren kritisch beleuchtet. Weitere Forschungsfragen und die Relevanz der Befunde für die pädagogische Praxis werden ebenfalls erörtert. Die Ergebnisse, die unter anderem für die Bildungspolitik von Belang sind, geben wertvolle Hinweise zur Optimierung der Intervention und weisen ferner auf notwendige Veränderungen in den Faktoren des sozialen Systems Einzelschule hin, wenn naturwissenschaftlich-technische Innovation im Primarbereich der beteiligten Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz forciert wird.
Die vorliegende Untersuchung über Trauerarbeit von Eltern und Geschwistern nach dem Tod eines Schulkindes leistet einen Beitrag, die Situation trauernder Eltern, Geschwister und den beteiligten Schulen darzustellen und hilfreiche sowie weniger hilfreiche Faktoren in der Trauerarbeit aufzuzeigen. Auf der Basis von theoretischen Überlegungen und vier halbstandardisierten Interviews wurden Eltern deutschlandweit befragt. Die Untersuchung beschreibt die Situation von 66 Eltern, 88 Geschwisterkindern und den beteiligten Schulen. Der größte Teil der Ehepartner und Lebenspartner, Familien, Freunde und die Arbeit von Selbsthilfegruppen werden als hilfreich in der Trauerbegleitung erlebt. Auf den Tod eines Mitschülers reagieren betroffene Schulen in der Regel zeitnah und angemessen. Geschwisterkinder zeigen körperlich und seelisch erhebliche Auffälligkeiten nach dem Tod des Bruders oder der Schwester. Nach Angaben der Eltern ist die Schule für Geschwisterkinder in 80 % der Rückmeldungen keine Hilfe. Aus diesen Erkenntnissen leitet sich der Bedarf an weiterer Forschung über die Situation verwaister Eltern, betroffener Geschwisterkinder und Schulen ab.
Der Begriff des technischen Handelns ist ein Standardbegriff in der einschlägigen Literatur. Trotz seiner Bedeutung war er bislang aber nur unzureichend entwickelt. Ziel der Forschungsarbeit war, (1) den Begriff selbst zu klären, (2) die Bedeutung technischen Handelns für die Persönlichkeitsentwicklung herauszuarbeiten, (3) konkretes technisches Handeln von Kindern zu untersuchen und (4) die Relevanz der Ergebnisse für die Technische Bildung zu klären.
Neben der begrifflichen Klärung wurde ein Modell technischen Handelns entwickelt, das sowohl die Rahmenbedingungen, die Handlungsmotive und die Folgen integriert. Es konnten bedeutsame Einflüsse technischen Handelns auf die personale Entwicklung (Fähigkeitsselbstkonzept, intentionale Selbstentwicklung, Fähigkeit zum Monitoring und zur Handlungsregulation, Aufbau des kategorialen Begriffssystems) und auf die Entwicklung der Fähigkeit zur symbolisch vermittelten Interaktion aufgezeigt werden. Aus den Ergebnissen der deskriptiv-phänomenologischen Untersuchung wurde ein Modell der Prozessstruktur der Methoden des Technikunterrichts entwickelt. Datenbasis waren Beobachtungen von technischen Handlungen von Kindern (drei verschiedene Reparaturaufgaben, n=20, 9-10 Jahre).
Globalization has not only changed our society, it has also had a profound effect on education. Many schools deal with student populations which, due to migration, are increasingly multilingual. Politically, few argue against the importance of multilingualism; rather, it is promoted. However, in practical terms the challenges associated with teaching and educational policies have increased as a result of linguistic diversity among student bodies. Moreover, reading is certainly regarded as a key learning skill, but how is the students’ life-world multilingualism (LWMUL) taken into consideration? Previous research suggests that there are significant links between teachers’ beliefs and practices, making this a compelling issue. The overall aim of this study was thus to gain a deeper understanding on teachers’ beliefs and strategies when teaching reading in multilingual settings. Using a cross-disciplinary, qualitative research methodology approach, the empirical inquiry consists of case studies with different, linguistically diverse settings. The case studies include classroom observations as well as teacher interviews in German, Swedish and Chilean grade 4 classrooms. After a qualitative content analysis in three analysis procedures, the results suggest dualistic beliefs being exhibited by the teachers. The separation of languages is believed to be of major importance, thus providing space almost exclusively for the academic language of instruction. This is reflected in the teachers’ strategies, leading to a static implementation, in which the students’ life-world multilingual resources (MULR) are generally not included. A lack of professional competence could be observed in issues regarding multilingualism, allowing beliefs rather than evidence-based knowledge to be the deciding factor in the practice. Four types of strategies for teaching reading in multilingual settings were identified, and an inattentive type of strategy, including a blindness to difference, seems to dominate.
Betriebliche Weiterbildung ist in modernen Großunternehmen als Schlüsselfaktor für den langfristigen Erfolg akzeptiert. Die Durchführungspraxis ist in der Theorie und Praxis gleichermaßen umstritten. Insbesondere die persönlichkeitsorientierten Maßnahmen wie z.B. Führungskräftetrainings zur Führungseinstellung und –orientierung, die eine eher indirekte Auswirkung zeigen, bieten hier eine Angriffsfläche. Der Nutzen ist häufig fragwürdig. Wie kann die Qualität und damit der Nutzen dieser Angebote verbessert werden? Die vorliegende Arbeit möchte hierzu einen Beitrag leisten. Die Idee: Eine in der Praxis vielfach angewendete Methode der Selbstreflexion innerhalb von Weiterbildungsmaßnahmen könnte der Schlüssel zur potenziellen Lernmotivationssteigerung sein. Es handelt sich dabei um den Einsatz von onlinegestützten Persönlichkeitsprofilen, die auf der Grundlage einer im Vorfeld durchgeführten Online-Befragung der Teilnehmer angefertigt werden. Diese Selbstreflexion anhand von konkreten Kompetenz-, Präferenz- und Motivationskategorien steigert die Motivation, sich aktiv an der Veranstaltung zu beteiligen. Komplexe psychische Zusammenhänge können durch eigenes Erleben besser verstanden werden. Gründe für eigene Verhaltensweisen werden nachvollziehbarer. Das Interesse, ähnliche Gesetzmäßigkeiten bei Mitarbeitern, Kollegen oder Vorgesetzten zu entdecken und adäquate Handlungsoptionen zu entwickeln, wird geweckt. Die Nützlichkeit von Kompetenzaufbau wird deutlicher. Weiterhin werden auch die eigenen Wissenslücken offensichtlicher. Diese Motivationssteigerung führt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Lerninhalten und damit zu einem höheren Lernerfolg. In der Arbeit wurde diese Vermutung durch eine empirische Feldstudie innerhalb eines bundesweiten Führungskräfteentwicklungsprogramms eines Großunternehmens mittels eines Kontrollgruppenplans mit Pre- und Posttest untersucht. Weiterhin wurde der Lern- und Transfererfolg dieser Maßnahme durch eine Evaluation erhoben. Dadurch wurden auch Zusammenhänge zwischen den Interventionsauswirkungen und dem Erfolg hergestellt. Insgesamt konnte der oben beschriebene Zusammenhang nicht signifikant bestätigt werden. Es wurden jedoch interessante Erkenntnisse zu Wirkungszusammenhängen und Ableitungen für Forschung und Praxis herausgearbeitet.
Sprache und Intelligenz sind zwei wesentliche menschliche Leistungsbereiche, die einerseits voneinander abzugrenzen sind, andererseits miteinander in Beziehung stehen. Gerade im Vorschulalter verläuft die Entwicklung sehr rasch und es gibt zahlreiche Belege für die Verknüpfung von sprachlicher und allgemein kognitiver Entwicklung (Anderson, 2001; Dodd & Crosbie, 2002; Funke, 2005; Szagun, 2006; Waxman, 2002; Weinert, 2000, 2002, 2004, 2007). Es fehlen jedoch Studien, die die Wechselwirkung zwischen allgemeiner Sprachkompetenz und nonverbaler Intelligenz im Vorschulalter über die Zeit untersuchen. Insbesondere an Entwicklungsauffälligkeiten und anhand von Interventionsmaßnahmen lassen sich die Beziehungen prüfen und beschreiben, weil in einem der Kompetenzbereiche Abweichungen vorliegen bzw. Veränderungen angestrebt werden. In der vorliegenden Arbeit wurden vor dem Hintergrund von Sprachfördermaßnahmen im Programm „Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“ der Baden-Württemberg Stiftung (vormals Landesstiftung Baden-Württemberg) die Entwicklung und Entwicklungszusammenhänge von allgemeiner Sprachkompetenz, phonologischem Arbeitsgedächtnis und nonverbalen Fähigkeiten geprüft. Die drei Kompetenzbereiche wurden mit je einem zentralen, zuverlässigen Maß erfasst: die allgemeine Sprachkompetenz über die Aufgabe des Nachsprechens von Sätzen (Satzgedächtnis), das phonologische Arbeitsgedächtnis über das Nachsprechen von Nichtwörtern (PGN) (beide Untertests aus dem SSV: Grimm, 2003) und die nonverbale Intelligenz mit dem nonverbalen Matrizentest CPM (Bulheller & Häcker, 2002). 411 Kinder wurden in Kindertageseinrichtungen am Beginn und am Ende des ca. neunmonatigen Sprachförderzeitraumes getestet. 318 Kinder nahmen an der Sprachförderung teil, 93 Kinder waren Vergleichskinder. Im Durchschnitt erbrachten die Kinder keine altersangemessenen Leistungen, insbesondere in der allgemeinen Sprachkompetenz blieben sie deutlich unter der Norm. Gleichzeitig blieben die Leistungen über den Untersuchungszeitraum sehr stabil. Bei der Untersuchung der Wechselwirkungen über die Zeit mittels Pfadanalysen zeigte sich, dass lediglich die frühere Sprachkompetenz bedeutsam war für die späteren nonverbalen Intelligenzleistungen, nicht jedoch umgekehrt die frühe nonverbale Intelligenz für die späteren Sprachleistungen. Weiterhin von Bedeutung für das Beziehungsgefüge waren Alter und Mehrsprachigkeit der Kinder. Die Teilnahme an der Sprachförderung wirkte sich indirekt auf die sprachlichen, jedoch nicht auf die Intelligenzleistungen aus. Die Not-Wendigkeit der Förderung in Sprache und Intelligenz bei Kindern mit sprachlichen Defiziten im Vorschulalter wird deutlich.
Semiautomatisierte Modellierungen der landschaftlichen Einheiten im Alpenvorland Oberschwabens
(2021)
Diese Arbeit richtet sich an Fachwissenschaftler*innen und Fachdidaktiker*innen,
Lehr*innen, Studierende der Geographie und Landschaftsplanung wie auch an fachlich interessierte Laien. Sie hat zum Ziel, den Blick für die Landschaften, speziell im Alpenvorland Oberschwabens, zu schärfen - fachwissenschaftlich wie fachdidaktisch. In diesem Zusammenhang war das zugehörige Forschungsprojekt folgerichtig am Zentrum für Regionalität und Schulgeschichte der Pädagogischen Hochschule Weingarten angesiedelt.
Das fachwissenschaftliche Ziel war, glazial geprägte Landformen und (Teil-)Landschaften mit Hilfe semiautomatisierter Methoden digital und möglichst objektiv zu erfassen und zu kartieren. So soll ein Beitrag zum besseren Verständnis von der Genese und den Zusammenhängen der Landschaft im Alpenvorland Oberschwabens geleistet werden. Bei der Arbeit kamen Geographische Informationssysteme (GIS) und objektbasierte Methoden (OBTA) zum Einsatz. Sie ermöglichten es, die hier entwickelten Algorithmen transparent zu machen und sie auf andere Räume mit vergleichbarer Ausstattung zu übertragen. Die klassifizierten Landschaftseinheiten wurden mit bereits vorhandenen, expertenbasierten und händischen Klassifikationen für das Untersuchungsgebiet verglichen. Dabei zeigte sich, dass diese trotz fehlender digitaler bzw. semiautomatisierter Methoden räumlich relativ genau sind und nur in einigen Aspekten hinter den hiesigen Ergebnissen zurückstehen. Die Vorteile des hier entwickelten Landschaftsmodells sind seine Nachvollziehbarkeit und spätere Übertragbarkeit.
Die Ergebnisse in mittel- bis großmaßstäbiger Perspektive könnten schließlich in Landschaftsplanung, Umweltschutz und geowissenschaftlicher Forschung Anwendung finden.
Gleichzeitig bieten die hier entwickelten Methoden auch das Potenzial, in schulischen Lehr- und Lernkontexten eingesetzt zu werden.
Fachdidaktisch steht der Umgang mit Digitalen Geländemodellen (DGM) beim Erkennen und Verstehen von Landschaften und deren Genese im Mittelpunkt. Der Mehrwert von DGM für die Lehre in Schule (und Hochschule) wird unterstrichen. Dabei wurde ein mittelmaßstäbiges Geographisches Informationssystem (GIS) für Baden-Württemberg (BaWü-GIS) entwickelt und bereitgestellt. Dieses erlaubt die Bearbeitung landschaftlicher Fragestellungen mit einer geringen Zahl an Eingangsdaten für das gesamte Bundesland. Mit den vorgestellten Lernmodulen sollen Lehrer*innen zum GIS-basierten Einsatz von DGM und anderen digitalen Geodaten ermutigt und dabei unterstützt werden.
Die Idee für diese Arbeit entwickelte sich aus einer Fachdiskussion über das Potenzial von digitalen Methoden für die geographische Bildung sowie für die wissenschaftliche Analyse von Landschaften.
Die beiden zentralen Forschungsfragen lauten: Ist es möglich, Algorithmen zu entwickeln, welche die „Maschine“ morphologisch-geologisch basierte Landschaftseinheiten in einer Glaziallandschaft erkennen und klassifizieren lässt? Kann diese Herangehensweise auch auf schulische Kontexte übertragen werden und entsprechende Lernmodule entwickelt werden? Beide Fragen können mit „Ja“ beantwortet werden.
Während der Arbeit im hiesigen Projekt zeigte sich, dass räumliche Sachverhalte in Landschaften, welche für das menschliche Auge offensichtlich erscheinen, maschinell mitunter sehr schwer umsetzbar sind. Gleichzeitig gibt es Situationen, in denen das semiautomatisierte Landschaftsmodell räumliche Zusammenhänge erkennt, die der menschlichen Wahrnehmung zunächst verborgen bleiben.
Die vorliegende Arbeit verfolgt zwei Ziele: Einerseits möchte sie zeigen, wie sich argumentative Fähigkeiten von Haupt- und Realschülern unter logischen Gesichtspunkten rekonstruieren lassen. Zum anderen will sie deutlich machen, dass zu deren Förderung auch ein Verständnis von Schlussregeln und Stützungen gehört.
Die theoretisch-empirische Bestimmung der Schulsozialarbeit versucht die Brückenfunktion von Schulsozialarbeit zwischen den unterschiedlichen, teilweise konträr arbeitenden Disziplinen Schulpädagogik und Sozialpädagogik aufzuzeigen. Das Inkrafttreten des Kinder- und Jugendhilfegesetzes von 1991 bot die Grundlage für einen Perspektivenwechsel und ein verstärktes Aufeinanderzugehen. Im historischen Verlauf zeigte diese Verbindung stärkere, aber auch schwächere Ausprägungen und orientierte sich stets an der zeitlichen Logik. Schulsozialarbeit, als mittlerweile von beiden Seiten geschätzte Institution, die inhaltlich der Jugendhilfe und räumlich der Schule zugeordnet ist, gewinnt mit zunehmender Verbreitung von Ganztagesschulen immer mehr an Bedeutung. Die regionale Bestandsaufnahme zeigt praktizierte Kooperationsformen, die sich als eine an den jeweiligen lokalen Bedürfnissen und Möglichkeiten ausgerichtete Praxis darstellt. Gelingende und hemmende Ansatzpunkte einer Kooperation spiegeln sich in der großen Angebotspalette von Schulsozialarbeitsprojekten, in verschiedenartigen infrastrukturellen Rahmenbedingungen und machen gleichzeitig die unterschiedlichen Funktionslogiken beider pädagogischer Professionen deutlich.
Nach Darstellungen in den Medien wird die Kindererziehung zu einem immer komplexeren Problem. Die Eltern wollen das ‚Beste‘ für ihren Nachwuchs; sie sind aber auf sich alleine gestellt, die gesellschaftlichen Projektionen in ihren Kindern zu verwirklichen. Auf der Suche nach Orientierung möchten sie Antworten auf ihre Fragen, was eine zeitgemäße Erziehung erreichen soll und wie sie im Alltag umgesetzt werden kann; daher greifen sie zu Büchern, die ihnen die Lösung ihrer Probleme versprechen. Autoren und Autorinnen geben in Erziehungsbüchern Ratschläge, welche pädagogische Methode sie für geeignet halten, schildern Erziehung aus der Perspektive ihrer Erfahrungen und verweisen stets auf den Erfolg ihrer Erziehungsmittel. Bisher ist wenig über die praktische Wirksamkeit von Erziehungsrat bekannt und es ist nicht belegt, ob Ratgeber tatsächlich Auswirkungen auf das Erziehungshandeln haben. Die Beweggründe, einen Ratgeber zu lesen, sind noch wenig erforscht; wissenschaftliche Analysen von Erziehungsbüchern beschäftigten sich bislang eher mit pädagogischen Inhalten und ihren Vermittlungsweisen. In den letzten 35 Jahren untersuchten Wissenschaftler populäre Erziehungsratgeber in verschiedenen Ansätzen und kamen zu folgenden Ergebnissen: Erziehungsratgeber tragen durch ihre Idealisierungen von Erziehung, elterlichem Handeln und kindlichem Verhalten zu noch mehr Zweifel und Verunsicherung bei; die Wirksamkeit der vorgestellten pädagogischen Strategien wird zumeist nur durch inszenierte Fallbeispiele belegt. Um wissenschaftlich zu erforschen, welchen Einfluss schriftliche Erziehungspublikationen haben, wurde eine Befragung der Eltern mit Kindern im Kindergartenalter durchgeführt und erhoben, wie sie mit Erziehungsratgebern umgehen. Der Fokus der Befragung liegt darauf, welche Medien die Eltern nutzen, insbesondere welche schriftlichen Erziehungsratgeber sie lesen, welche Tipps sie aus diesen Büchern anwenden und wie sie mit dem Erfolg zufrieden sind. Zudem werden vier Elternbücher, „Kinder brauchen Grenzen“ (Rogge, 1993/2007), „Das Geheimnis glücklicher Kinder“ (Biddulph, 1998), „Lob der Disziplin“ (Bueb, 2006/2008) und „Kinderjahre“ (Largo, 1999/2009) analysiert, insbesondere wird die pädagogische Argumentation der Autoren mit dem sechsstufigen Prämissenmodell von PASCHEN/WIGGER (1992) untersucht. Mit dem Analyseraster können Lücken in der Argumentation des einzelnen Autors nachgewiesen und geprüft werden, z.B. mit welchen sprachlichen Stilmitteln Autoren oft ihre unvollständigen Argumentationen durch moralische Einlassungen substituieren. Ziel der Arbeit ist, durch die Elternbefragung zu neuen Erkenntnissen zu kommen, ob und wie Eltern populärwissenschaftliche Erziehungsratgeber verwenden. Dabei werden persönliche Daten der Eltern und Kinder (z.B. Kinderzahl, Alter des/r Kind/er, Schulbildung der Eltern) mit Angaben zu Medien- und Erziehungsverhalten in Bezug gesetzt, um durch diese Vergleiche die Einflussfaktoren auf Erziehung herauszuarbeiten; dadurch lassen sich die Käuferklientel und deren Erziehungsverhalten definieren und von der Gesamtstichprobe abgrenzen. Aus den Angaben zur Ratgebernutzung der Eltern können Rückschlüsse gezogen werden inwieweit die populärwissenschaftliche Ratgeberliteratur zur Weiterbildung in Erziehungsfragen genutzt wird. In der abschließenden Analyse der Ratgeber wird untersucht, welche Defizite die Autoren erkennen und welches Eltern- und Kinderbild sie ihrer Pädagogik zu Grunde legen, ob diese Bilder die Erziehungswirklichkeit der Eltern darstellen und wie die Autoren diese Projektionen bearbeiten.
Das Thema Unterrichtsqualität ist spätestens seit den Ergebnissen der internationalen Schulleistungsstudien PISA und TIMSS aktueller denn je und erhält sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft verstärkt Aufmerksamkeit. Auch wenn die Leistungsstudien wichtige Erkenntnisse zu den Ergebnissen der Bildungssysteme liefern, können sie dennoch keine konkreten Aussagen über die Qualität des Unterrichts und damit über den wesentlichsten Faktor der Schule machen, denn sie untersuchen keine unterrichtlichen Prozessmerkmale (z. B. Helmke, 2005, 2017; Helmke & Schrader, 2006; Reusser, Pauli, & Waldis, 2010). Dabei sind es gerade die Mikroprozesse des Unterrichts, von denen Schüler/innen im Schulalltag am meisten profitieren können (z. B. Helmke & Weinert, 1997; Helmke & Schrader, 1998; Hattie, 2003, 2009; Klieme, 2006).
Inzwischen haben zahlreiche empirische Untersuchungen verschiedenste Merkmale guten, d. h. lernförderlichen Unterrichtens herausgestellt. Diese Ergebnisse verweisen auf die hohe Bedeutung einer strukturierten und effektiven Unterrichtsführung, einer schülerorientierten und individualisierten Unterrichtsgestaltung sowie sämtlicher Merkmale des Lehrerhandeln, die den Lernenden eine vertiefte inhaltliche kognitive Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand ermöglichen (z. B. Helmke & Schrader, 1998; Gruehn, 2000; Einsiedler, 2002; Helmke 2005, 2017; Meyer, 2011; Kunter & Ewald, 2016; Lipowsky & Bleck, 2019). Allerdings sind diese Qualitätsmerkmale bisher fast ausschließlich in lehrerzentrierten Unterrichtsformen untersucht worden und das obwohl der Offene Unterricht aus der heutigen schulpädagogischen Diskussion um guten Unterricht nicht mehr wegzudenken ist und im schulischen Unterrichtsalltag inzwischen als angemessener Unterricht für heterogene Lerngruppen und differenziertes Lernen durchaus verbreitet ist (Brügelmann, 2001; Lipowsky, 2002; Bohl, 2001, 2009; Bohl & Kucharz, 2010; Kansteiner & Traub, 2016).
Die hier vorliegende Studie beschäftigt sich deshalb mit der Erforschung und Erfassung der Durchführungsqualität des derzeit praktizierten Offenen Unterrichts in der Grundschule und der qualitätsdifferenzierenden Prozessbeschreibung offener Unterrichtsrealitäten.
Projektunterricht ist in der westlichen Welt als Unterrichtsmethode bekannt (Voß und Ziegenspeck 1999). Es ist auch klar, dass neben einem Zuwachs von Fachwissen auch noch andere Fähigkeiten, sogenannte „Soft skills“, wie Kreativität, trainiert werden. Man muss wissen, dass in China die Schüler nach Klasse 9 eine zentrale Aufnahmeprüfung für die Oberstufe der Mittelschulen und nach Klasse 12 eine landesweite Aufnahmeprüfung für Hochschulen ablegen. Die Prüfungen sind sehr wichtig für die chinesischen Schüler, da sie über die Zukunft der Schüler entscheiden. Aus diesem Grund ist die ganze Erziehung und Ausbildung in chinesischen Schulen nur auf diese Prüfungen ausgerichtet. Nun findet gerade eine Bildungsreform statt, um dies zu ändern (vgl. Hu 2002, Song 2002, Franke 2003). Dies ist eine große Chance, Projekte für den Mathematikunterricht in China zu erproben und ihre Durchführbarkeit zu erforschen. Es wurde festgestellt, dass durch die Beschäftigung mit Projekten die Auseinandersetzung mit den mathematischen Lerninhalten intensiviert wurde. Zur extrinsischen Motivation, Mathematik zu lernen kam auch noch die intrinsische Motivation hinzu. Auch meinen die Schüler nun, dass sie Mathematik nicht mehr so schnell vergessen werden. Durch das im Projekt gewonnene Selbstvertrauen der Schüler, kam es zu einer positiven Einstellung gegenüber den Mathematikstunden. Ebenfalls wirkte sich die Auseinandersetzung mit dem Projekt auf den sozialen Umgang miteinander aus: die sonst so verbissenen, als Einzelkämpfer bekannten, chinesischen Schüler wurden teamfähiger und hatten kreative Lösungen parat. Neben den Erfolgen gab es aber auch Probleme: Die starren Stundenpläne an chinesischen Schulen sind ein großes Hindernis für die Projektdurchführung. Wenn ein Lehrer eine Mathematikstunde für ein Projekt verwendet, sieht er die Gefahr, den Anschluss an die Parallelklasse zu verlieren. Bislang wurden daher kaum Mathematikstunden für Projekte verwendet. Wir haben nur in Selbststudiumsstunden nach dem regulären Unterricht und in Stunden wie Musik und Sport, in denen es keine Prüfungsbelastung gibt, Projekte durchgeführt. Es wurden auch Projekte in der Freizeit durchgeführt. Viele Schülerinnen und Schüler sind freiwillig gekommen. Wir haben auch versucht, fächerübergreifend zu arbeiten, um von den beteiligten Lehrern Stunden zu bekommen. Dies scheiterte jedoch. Die Lehrer haben uns zwar wissenschaftlich unterstützt, aber es wurden keine Unterrichtsstunden abgegeben. Die chinesischen Lehrkräfte interessieren sich zwar durchaus für den Projektunterricht, aber nur junge Lehrer haben Lust, diesen auch tatsächlich durchzuführen. Die älteren Lehrer meinen, dass die Projekte für die Prüfungen kaum etwas bringen, deswegen sind auch nicht alle Lehrer bereit, den Schülern frei zu geben, da die Lehrer in China an den Leistungen ihrer Schüler bei den zentralen Prüfungen gemessen werden. Schwierigkeiten haben chinesische Schüler bei der Planung und Durchführung ihrer Gruppenarbeit. Sie sind daran noch nicht gewohnt, und auch die Lehrer können kaum Hilfe dazu geben. Ebenso zeigen sich größte Probleme bei der Präsentation der Projektergebnisse. Die chinesischen Schüler wollen ihre Präsentation ablesen, nicht frei vortragen. Die Untersuchung hat gezeigt, dass der Projektunterricht den chinesischen Schülern und Lehrern sehr gut gefallen hat und sich dabei die Einstellung zur Mathematik positiv geändert hat. Bei der Durchführung selbst gibt es teilweise noch Probleme. Wir denken aber, dass der Projektunterricht durch seine besondere Struktur in China dazu beitragen kann, dass die kreativen Potentiale der Schüler freigesetzt werden.
Verändert sich das Professionswissen von Lehrpersonen durch Fortbildung?
Dieser Fragestellungen wird in der vorliegenden Teilstudie des Forschungsprojektes Innovation naturwissenschaftlich-technischer Bildung in Grundschulen der Region Bodensee (INTeB) nachgegangen. Innerhalb des Projektes wurde ein mobiles Lernarrangement zum Thema Fliegen weiterentwickelt, um die naturwissenschaftlich-technische Interessens- und Wissensbildung von Kindern und Lehrpersonen im Primarschulbereich der Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz zu fördern. Der Einsatz des mobilen, geöffneten, experimentellen Lernarrangements Fliegen ist mit Fortbildung gekoppelt.
Die Lehrpersonen erhalten zum Einsatz des mobilen Lernarrangements entweder eine lernprozess-, eine inhaltsorientierte oder keine Fortbildung. Dadurch soll u. a. der Frage nach Veränderungen bei den Lehrpersonen nachgegangen werden können: Wie verändert sich die Lehrkompetenz und das Professionswissen? Wie verändert sich die Lernbegleitung?
Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit liegt darin, zu untersuchen wie eine lernprozessorientierte bzw. inhaltsorientierte Fortbildung auf das Professionswissen der Lehrpersonen (Fachwissen, didaktisches Wissen) unter der Bedingung unterschiedlichen Vorwissens wirkt?
Die Daten wurden quantitativ mittels Fragebogen zu drei Messzeitpunkten erhoben, mittels SPSS aufgearbeitet und ausgewertet.
Die Befunde der vorliegenden Arbeit zeigen, dass sich das Professionswissen in seiner Gesamtheit (vgl. Shulman, 1986) nicht verändert. Das Professionswissen muss differenzierter betrachtet werden und in seine drei Wissensbereiche (Fachwissen-content knowledge; Fachdidaktisches Wissen-pedagogical content knowledge und Pädagogisches Wissen-general pedagogical knowledge [vgl. Shulman, 1986]) zerlegt werden.
In einer weiteren Fragestellung wird der Wirksamkeit von Fortbildung nachgegangen.