TY - THES U1 - Dissertation / Habilitation A1 - Spägele, Eckart T1 - Naturwissenschaftliches Vorverständnis von Schulanfängern N2 - Ziel der Arbeit war es ein möglichst umfassendes Bild naturwissenschaftlicher Lernvoraussetzungen von Schulanfängern zeichnen, sowie die Wissensentwicklung innerhalb der Grundschulzeit zu dokumentieren. Dabei sollte der Einfluss außerschulischer Bedingungsvariablen auf die vorschulischen als auch schulisch vermittelten Kenntnisse erhoben werden. Folgende Forschungsfragen standen im Mittelpunkt: • Über welches vor- und außerschulisch erworbene Wissen, über welche Vorstellungen und Fertigkeiten verfügen Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung? • In welchem Ausmaß bestimmt der soziokulturelle Hintergrund das Vorwissen der Kinder? • Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Vorwissen, der Intelligenzleistung und den Fertigkeiten der Kinder? • Über welchen naturwissenschaftlichen Wissenszuwachs verfügen die Kinder am Ende der Grundschulzeit? • Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Vorwissen und dem späteren schulischen Lernerfolg? • Entspricht der gemessene Wissensstand auch der schulischen Leistungsbewertung? Im Vordergrund der Untersuchungen stand die Entwicklung eines standardisierten Fragenbogens auf Grundlage der inhaltlichen Vorgaben des neuen Bildungsplans für Grundschulen in Baden-Württemberg. Der 73 Fragen umfassende Interviewbogen (Multiple-choice) wurde über zwei Vortests entwickelt. An der Untersuchung nahmen insgesamt etwa 120 Grundschulkinder unterschiedlichen örtlichen und soziokulturellen Hintergrunds teil. Innerhalb der Hauptuntersuchung wurden drei erste und zwei vierte Klassen befragt. An die quantitative Untersuchung der Erstklässler zum Schuljahresbeginn schloss sich am Ende des Schuljahres die Erhebung der Kenntnisse der vierten Klassen im Sinne einer Quasi-Längsschnittstudie an. Aufgrund der Befunde der Vor- und Hauptuntersuchungen wurden schließlich spezifische, defizitäre naturwissenschaftliche Konzepte innerhalb einer qualitativen Vertiefungsstudie erhoben. Folgende Ergebnisse der Untersuchungen lassen sich formulieren: • Die Schulanfänger verfügen im Bereich der stofflichen Natur deutlich messbar über die geringsten Kenntnisse. Das trifft besonders bei Aufgaben zu, die eine Teilchenvorstellung implizieren, wie stoffliche Zustände und Veränderungen bei denen unsichtbare Stoffe entstehen (Phasenübergänge, Gasvorstellung). • Im Bereich der belebten Natur ist das Wissen zum inneren Aufbau von Lebewesen (Anatomie) und zur Funktion von Organen gering ausgeprägt. • Die Schulanfänger schließen primär vom äußeren Eindruck auf die innere Beschaffenheit von Lebewesen, Alltagsgegenständen und Stoffen. • Innerhalb der Untersuchungen ließen sich zu Phänomenen der unbelebten Natur kaum animistisch-beseelte Erklärungsansätze beobachten. Die (bildlichen) Darlegungen basierten in der Regel auf objektivierten und ausbaufähigen Konzepten und Erhaltungsvorstellungen. • Das Vorwissen steht in direktem Zusammenhang mit der Schulbildung der Eltern. • Kinder aus einem bildungsfernerem Elternhaus oder mit Migrationshintergrund verfügen über signifikant weniger Vorwissen. • Das vorhandene Wissen und die soziale Herkunft stehen in keinem direkten Zusammenhang mit der intellektuellen Leistungsfähigkeit der Kinder. • Kinder, die im Wissenstest weit überdurchschnittlich abschneiden, verfügen über ein hohes Maß an praktischen Fertigkeiten als auch intellektueller Leistungsfähigkeit. • Es zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede, weder im Wissen noch in der Intelligenz oder bezüglich der vorhandenen Fertigkeiten. • Unabhängig vom sozialen Hintergrund kann innerhalb der Grundschulzeit bei allen Probanden ein deutlicher Wissenszuwachs von etwa 60% beobachtet werden. • Der festgestellte Leistungsunterschied der Schulanfänger in Abhängigkeit vom sozialen Milieu bleibt über die Grundschulzeit erhalten. (Die dispositionalen Wissensdefizite können durch die schulische Intervention nicht angeglichen werden.) • In der schulischen Leistungsbewertung werden Kinder mit Migrationshintergrund,im Vergleich zu anderen Kindern,zu gut beurteilt. N2 - The project´s main objective was to outline factual scientific pre-literacy of children starting school including life, physical and environmental sciences in relation to their social background. Besides defining the status of scientific knowledge, concepts and skills the research outlines the development of scientific competence during four years of Elementary Schooling. The survey was based on the following research questions: • What do children know about sciences at the age of six? Do they possess adequate concepts of scientific phenomena? What are their practical skills and experiences like? • To what extent does their social background influence scientific pre literacy? • Is there a correlation between scientific knowledge, intellectual performance and manual skills and experiences? • Is there an increase of scientific competence after four years of Elementary Education? • Does scientific pre literacy relate to school success and better grades in scientific subjects? In the survey scientific knowledge was tested using a multiple-choice interview questionnaire. All test items were based on the current Elementary School Curriculum of the State of Baden-Württemberg (Bildungsplan für die Grundschule, Baden-Württemberg 2004). Through extensive pretesting the number of test items was reduced to 73. More than 120 pupils from three German Elementary Schools of different social profile were included in the testing. The interviews took place at the very beginning of first grade and at the very end of grade 4. Based on the results of the testing, interviews on specific physical concepts were finally conducted to find out more about details of conceptual thinking. The following results can be stated: • Scientific literacy strongly depends on the field of science investigated. There is only little knowledge concerning material states and changes, especially concepts of aggregate states and the state of gases (air). • Children of this age tend to judge the composition of living objects as well as materials primarily from their ´outer appearance´. • During the interviews and testing hardly any animated or related concepts were found. The explanations of scientific phenomena were mainly based on objective, scientific reasoning. • Scientific pre-literacy depends on the educational family background. • Children of immigrant background show a lack of scientific knowledge from the very start. • Scientific pre literacy as well as the social background do not correlate with the intellectual capability of the children. • There is no difference in scientific knowledge and skills between girls and boys. • There is a significant increase (60%) of scientific knowledge within four years of Elementary Education. • The differences in scientific knowledge based on the social background prevail after four years of school intervention. • Children of immigrant background get better school grades than their classmates compared to their survey test results. KW - Vorverständnis KW - Schulanfänger KW - Scientific Preliteracy KW - Naturwissenschaftliche Vorstellungen KW - Naturwissenschaftliche Konzepte KW - Scientific Literacy KW - Präkonzepte KW - Scientific Preliteracy KW - Scientific Literacy KW - Scientific Concepts Y2 - 2008 U6 - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:747-opus-430 UN - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:747-opus-430 ER -